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VON DER OPER BIS ZUM QUEEN-KONZERT

„Royal“ lautet das Motto der diesjährigen Schlossfestspiele. Dafür hat Intendantin Solvejg Bauer interessante Stücke ausgewählt – von der Oper „Herzog Blaubarts Burg“ bis zum Musical „The King and I", für das sich das Schloss sogar in einen thailändischen Palast verwandeln soll. 

23. Juli 2020

Geschichte

Über die Bilanz ihrer ersten Spielzeit konnte sich Solvejg Bauer freuen: Rund 43.000 Besucherinnen und Besucher – und damit mehr als in den Vorjahren – kamen zu den Schlossfestspielen 2019. Eine ihrer wichtigsten Neuerungen war die Volksoper, an der ein Bürgerchor und damit viele Menschen aus Ettlingen und Umgebung mitwirkten. Die 19 Vorstellungen der „Zauberflöte“ entwickelten sich zum Publikumsmagneten. „Nach der Premiere gab es minutenlang Standing Ovations, das hat mich sehr berührt“, erklärt Solvejg Bauer. Für sie war es deshalb klar, dass sie 2020 wieder die Bürger beteiligen will – dieses Mal in der Operette „Die Fledermaus“. „Wir wollen allen Interessierten die Chance geben, deshalb wird es nicht derselbe Chor sein, sondern ein neues Casting veranstaltet“, erklärt die Chefin. Außerdem seien bei dieser Produktion andere Stimmfarben gefragt.

Beim Casting wird auch Thomas Kuhle wieder dabei sein. Er war einer von 119 Sängerinnen und Sängern, die im vergangenen Jahr beim Bürgerchor mitgemacht haben. Mit der Zeit wurde er zu einer Art Sprecher der bunt gemischten Truppe: Das jüngste Mitglied war 21, das älteste 89 Jahre alt. Es beteiligten sich Menschen ohne große Erfahrung, aber der größere Teil hat – wie auch Kuhle – bereits im Chor gesungen.

„Für mich war sofort klar, dass ich mitmachen will“, erklärt der Unternehmensberater aus Karlsruhe. Auch wenn der Zeitaufwand groß war, will er die Erfahrung keinesfalls missen: „Es war für mich beeindruckend, wie Dirigent Mauro Barbierato aus den 119 Individuen einen Chorklang gebildet hat“, sagt er. Voll des Lobs ist er aber auch für alle anderen, die dort mit dem Chor gearbeitet und für eine reibungslose Technik gesorgt haben . Die Begeisterung hört man Wochen später noch in seiner Stimme.

Besonders gefallen hat ihm außerdem, dass das ganze Haus eine Einheit war und es kein Gefälle zwischen den namhaften Künstlern und dem Bürgerchor gab. „Wir sind auch nicht nur als Chor zusammengekommen, sondern es haben sich viele Freundschaften entwickelt.“ Deshalb ist für ihn klar, dass er wieder dabei sein will: „Und sei es als Platzanweiser, wenn meine Stimme in diesem Jahr nicht passen sollte.“

Neben der Operette „Die Fledermaus“ steht mit „Herzog Blaubarts Burg“ von Béla Bartók in diesem Jahr wieder eine Oper auf dem Programm. Die Geschichte des Herzogs, dessen neue Ehefrau Raum um Raum in Blaubarts düsterer Burg öffnet und dabei seine blutrünstigen Geheimnisse zutage fördert, will die Intendantin in verschiedenen Räumen im Ettlinger Schloss zeigen. Das Publikum wandert dabei von einer Station zur nächsten.

Auch ein ganz neues Format will Bauer während der Schlossfestspiele testen: Passend zum Motto „Royal“ gibt es in Kooperation mit der PopAkademie Mannheim ein szenisches Konzert zu „Queen“, eine Mischform aus Konzert mit Musik der britischen Band und kleinen Theaterszenen, die eine Geschichte erzählen.

Das diesjährige Musical heißt „The King and I“ mit Musik von Richard Rodgers und Texten von Oscar Hammerstein. Es basiert auf dem Roman „Anna und der König von Siam“, ein Stoff, der durch die Verfilmungen – 1956 mit Deborah Kerr und Yul Brynner sowie 1999 mit Jodie Foster – bekannt wurde: Die Engländerin Anna kommt nach Siam, um die Kinder des Königs zu unterrichten und ihnen die westliche Sprache und Kultur näherzubringen. „Das Musical wird selten gespielt, meiner Ansicht nach zu Unrecht, denn die Kompositionen sind himmlisch“, schwärmt Solvejg Bauer, die den Schlosshof für dieses Stück in einen thailändischen Palast verwandeln will.

„Sein oder nicht sein“ wird 2020 auf der Theaterbühne in der Schlossgartenhalle gespielt. Es handelt von den Schauspielern einer polnischen Theatertruppe, die, im von den Deutschen besetzten Polen, selbst in die Rolle der Nazi­Offiziere schlüpft, um sich zu retten. „Die Komödie hat eine gewisse Schärfe, aber wir haben schon 2019 mit ‚Endstation Sehnsucht‘ festgestellt, dass das Publikum das Bedürfnis hat, sich auch bei Sommerfestspielen mit einem Thema intensiv auseinanderzusetzen“, erklärt die Intendantin.

Fürs junge Publikum steht „Prinz und Bettelknabe“ auf dem Spielplan, ein Roman von Mark Twain, der sehr gut zeigt, dass Reichtum nur etwas Äußerliches ist und zwischen Sein und Schein oft eine große Diskrepanz besteht, so Bauer. Außerdem wird es zur Eröffnung wieder ein großes Theaterfest geben, bei dem an verschiedenen Orten in Ettlingen Auszüge der Stücke gespielt werden.

 

Gut zu Wissen

www.schlossfestspiele-ettlingen.de 

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