DIE "A5" DER RÖMER...
...führt mitten durch Ettlingen. Dort gründeten sie eine Siedlung und hinterließen sichtbare Spuren in der Stadt.
Man schrieb das Jahr 73 n. Chr., als die Römer bei ihren Eroberungszügen auf gut ausgebauten Heerstraßen nach Ettlingen kamen. Ihre „A5“ Richtung Norden führte mitten durch die heutige Stadt, und was sie dort sahen, schien ihnen zu gefallen: Ein Handelsweg von Weißenburg (heute Wissembourg) nach Pforzheim kreuzte die Hauptverkehrsader Basel – Köln, und diese Kreuzung lag direkt an der Alb, damals ein breiter Fluss. Sie gründeten einen Vicus, eine kleine Siedlung, in der sich Händler, Handwerker und Schänken zur Versorgung des Militärs niederließen. „Der Vicus lag zwischen dem Schloss und der Martinskirche“, weiß Hans-Detlef Pasch, der Gäste auf den Spuren der Römer durch Ettlingen führt – eine der beliebtesten Stadttouren, vor allem bei Kindern. Er würde die Heerstraße nach Germanien allerdings lieber mit der B3 vergleichen, die auf der Höhe verläuft, denn die Rheinebene war damals sumpfiges Land. Entlang dieser Via Montana siedelten sich zahlreiche römische Gutshöfe an, die für die landwirtschaftlichen Erträge sorgten. Auch den Weinbau brachten die Römer ins Albtal.
Fast 200 Jahre später traten sie den Rückzug aus Ettlingen an, und die Nachwelt tilgte und überbaute ihre Spuren – bis 1480 im Watthaldenpark der Neptunstein entdeckt wurde, der heute am Rathaus bei der Rathausbrücke angebracht ist. Der Fund war eine Sensation und ein handfester Beweis für die Anwesenheit der Römer. Die lateinische Inschrift aus dem 2. Jahrhundert erklärt, dass ein gewisser Claudius Aliquandus von der Gilde der Schiffer dieses Relief
dem Gott Neptun weihte. Vielleicht als Dank, vielleicht als
Präventionsmaßnahme.
Aber nicht nur Schiffer und Flößer nutzen die Wasser der Alb als Transportweg und Infrastruktur. Der Fluss war auch Arbeitsplatz von
Gerbern, Färbern und Fischern, er trieb Mühlen an, tränkte das Vieh
und speiste die Becken eines Bads – ein Luxus, auf den kein Römer
verzichten wollte. Doch als um 900 die Martinskirche erbaut wurde, verschwanden seine Mauern unter ihren Fundamenten. Erst 1932, als die Kirche eine Heizung erhalten sollte, wurde es bei den Bauarbeiten entdeckt und kann heute besichtigt werden. Weitere Funde –Karaffen,
Bronzelöffel, Münzen und Überreste einer römischen Töpferwerkstatt – sind in der archäologischen Abteilung des Museums Ettlingen ausgestellt.
Nachdem die Alemannen die Römer aus Ettlingen vertrieben und später die Franken die Herrschaft im Albtal
übernommen hatten, nachdem es 788 in den Besitz des Klosters Weißenburg kam und die Jahrhunderte ins Land gezogen waren, erlebte die Stadt 1689 die größte Katastrophe ihrer Geschichte: Im Pfälzischen Erbfolgekrieg hinterließen die französischen Truppen verbrannte Erde. Beim Wiederaufbau unter Markgräfin Sibylla Augusta erhielt Ettlingen sein barockes Gesicht, das es bis heute zu einer Perle im Albtal macht.
Gut zu Wissen
Die aktuell angebotenen historischen Rundgänge durch Ettlingen
findet man unter „Veranstaltungen“ auf der Homepage der Stadt
Ettlingen, Tickets reserviert und kauft man im Museum, Telefon
07243 101273. Bis zum 31. Mai 2021 ist im Schloss zudem die Ausstellung „Sauber? Kulturgeschichte des Badens in Ettlingen“ von der Römerzeit bis heute zu sehen.