Klöster Bad Herrenalb und Frauenalb Hero Bild Dekoration

BRÜDERCHEN UND SCHWESTERCHEN

Nur fünf Kilometer voneinander entfernt liegen die Klöster Herrenalb und Frauenalb. Ihre Wurzeln sind dieselben, doch später gerieten sie zwischen die Fronten der Badener und Württemberger.

Geschichte

Das Zollhäuschen kann sprechen. Mitten im Wald steht es, rot und blau lackiert und erzählt etwas aus der Zeit, als hier die Grenze zwischen Baden und Württemberg verlief. Man muss nur an einer Kurbel drehen und kann dann den Geschichten der Vergangenheit lauschen. Auf der einen Seite das großherzogliche Wappen von Baden, auf der anderen Seite das Hoheitszeichen des Königreichs der 
Württemberger. 
Das Grenzhäuschen ist Teil des fünf Kilometer langen Klosterpfades von Bad Herrenalb nach Frauenalb. Ein schöner flacher Weg durch den Nadelwald, mit allerlei Stationen, die etwas über die Zeit der Mönche und Nonnen erzählen. Das Leben an der Grenze war keineswegs so amüsant, wie es für heutige Spaziergänger ist. Oft genug wurden die Klöster zwischen den rivalisierenden Adelsgeschlechtern aufgerieben. Später kamen Reformation und Gegenreformation, Feuers­brünste und der Bauernkrieg. 
 

Dabei hatte alles so gut angefangen. Die Grafen von Eberstein waren in Gründerlaune. Stifteten 1150 erst das Zisterzienserkloster Herrenalb und 30 Jahre später das Benediktinerinnenkloster Frauenalb. Ein Männer- und ein Frauenkonvent dicht beieinander, gut für das Seelenheil und für die Versorgung der adeligen Familien­mitglieder, denen auf dem Schloss keine Rolle zugedacht war. Den Ordensbrüdern und Ordensschwestern im Albtal ging es sehr gut. Dutzende von Dörfern und Weingütern gehörten ihnen, die betuchten Novizinnen und Novizen brachten erhebliche Vermögenswerte mit. Die Wende kam mit dem Niedergang der Ebersteiner. Im 13. Jahrhundert geriet die Stifterfamilie in wirtschaftliche Schwierigkeiten und veräußerte Ländereien, darunter auch die Vogteirechte für die Klöster: Herrenalb ging 1338 an die Württemberger, Frauenalb 1341 an die Markgrafen von Baden. Fortan trennte sie eine Grenze, mit Folgen für ihre Zukunft. Das Zisterzienserkloster Bad Herrenalb kam erst im Bauernkrieg unter die Räder, dann in der Reformation. 1534 wurde die Abtei geschlossen, 1556 in eine evangelische Klosterschule umgewandelt. Im Dreißigjährigen Krieg fielen schwedische Truppen ein und zerstörten 1642 die Gemäuer vollends, danach überließ man die Ruine sich selbst. Wer brauchte in einem protestantischen Land schon ein altes Kloster?                                                                       Einen Teil der Klosterkirche hat man wiederaufgebaut, es ist heute die 
evangelische Kirche von Bad Herrenalb. Nur die Sakristei und der Chor sind mittelalterlich, der Rest ein durchaus bemerkenswertes Stück 
Baugeschichte aus dem 18. und frühen 20. Jahrhundert, als ein Hofmaler das Gewölbe in den Farben des Jugendstils ausmalte.

Die Geschichte des Nonnenklosters Frauenalb hat einen ganz anderen Verlauf genommen. Rund zwei Stunden dauert der Weg von Bad Herrenalb dorthin. Ein schöner Sonntagsspaziergang ohne nennenswerte Steigungen, der erst durch den Kurpark geht und dann entlang des Flüsschens Alb über die Schweizer Wiese.                     Das adelige Frauenstift lag im Einflussbereich des Hauses Baden. Das 
hatte sich 1535, kurz nach Beginn der Reformation, geteilt in eine protestantische und eine katholische Linie. Frauenalb hatte Glück und gehörte zum Herrschaftsbereich der katholischen Baden-Badener. Doch als die 1594 unter die Zwangsverwaltung des protestantischen Familienzweigs gerieten, war es mit dem Kloster vorbei. Die Abtei wurde geschlossen, nun schien es den Frauenalbern wie den Herrenalbern zu gehen.                                                                             Der Dreißigjährige Krieg brachte eine neuerliche Wende, diesmal zum 
Vorteil der Nonnen im Albtal. 1631 durften sie zurückkehren und sogar bleiben. Es war der Beginn von Frauenalbs zweiter Klosterkarriere. 
Ein großer barocker Neuanfang mit reger Bautätigkeit. 1704 wurde das dreigeschossige Konventgebäude eröffnet, 1733 die Kirche. Ihre Doppeltürme erinnern an das Kloster St. Peter im Südschwarzwald, was kein Zufall ist, denn in beiden Fällen war der schon zu Lebzeiten berühmte Peter Thumb der Architekt. Sie bestimmen noch heute das Bild, ragen mit ihrer schmucken Giebelfassade monumental aus dem Wald heraus. Das Ende kam 1803. Napoleons Herrschaft brachte die Säkularisation und die Verstaatlichung sämtlicher Kirchengüter. Frauenalb wurde Militärlazarett, Lackwarenfabrik und Brauerei. Als 1853 ein Feuer das Kloster vernichtete, hatte keiner mehr Interesse, es wiederaufzubauen. Die alte Abtei versank in einem hundertjährigen Dornröschenschlaf, erst um 1960 wurde sie wiederentdeckt und restauriert. 
 

Frauenalb ist ein verträumter Weiler, der heute zur Gemeinde Marxzell gehört. Zu seinen markanten Gebäuden zählt auch ein Gasthof, der gleich neben der Klosterruine steht: der „König von Preußen“. Ein ebenso ungewöhnlicher wie rätselhafter Name. Womöglich hatte ein Wirt damit seine Preußenbegeisterung kurz nach der Reichsgründung 1871 zum Ausdruck bringen wollen. Wer den Klosterpfad von Bad Herrenalb nach Frauenalb geht, kann also noch gemütlich einkehren und ist anschließend mit der S-Bahn in fünf Minuten wieder zurück.

 

Gut zu Wissen

Wandern
Der Klosterpfad zwischen Bad Herrenalb und Frauenalb ist ein fünf Kilometer langer, ebener Talwanderweg mit Informationstafeln. Rückfahrt mit der Albtalbahn:                                           www.klosterpfad.de 
 

Klöster
Die Klosterruinen von Herrenalb und Frauenalb sind frei zugänglich, die Kirche von Bad Herrenalb ist von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Führungen übers Pfarramt (Telefon 07083 524255), 
in Frauenalb über Gerhard Stöckle (Telefon 07248 267): 
www.bad-herrenalb-evangelisch.de 
www.stiftung-frauenalb.de 
 

Einkehren
König von Preußen: Landgasthof mit Hotelbetrieb direkt am Kloster in 
Marxzell-Frauenalb.                                                                                   Er gehört zur Kooperation „Feine Adressen im Albtal“: 
www.koenig-von-preussen.eu
www.albtal-tourismus.de

Information

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