Kurfürstenbad Langensteinbach Hero Bild Dekoration

KURBAD DER SCHÖNEN UND REICHEN

Lange bevor sich die Prominenz in Baden-Baden traf, kurte sie in Langensteinbach: Vor rund 300 Jahren begann dort die Geschichte eines vornehmen Fürstenbads.

Geschichte

Markgraf Karl III. Wilhelm war ein Mann mit Entschlusskraft. Als absoluter Herrscher regierte er sein Land Baden-Durlach und zauderte nicht, wenn es drum ging, weitreichende Entscheidungen zu treffen. So ließ er 1715 auf der grünen Wiese am Rheinufer eine neue Residenz errichten. Sie sollte später unter dem Namen Karlsruhe bekannt werden. Inzwischen hatten zahlreiche seiner herrschenden Kollegen auch ihre eigenen Kur- und Staatsbäder eröffnet. Orte der Zerstreuung und der Linderung, wo man ein paar Wochen lang in idyllischer Umgebung den Staatsgeschäften entfliehen konnte. Teinach im Schwarzwald war für das Haus Württemberg schon lange ein solcher Rückzugsort. 

Der Markgraf von Baden-Durlach fand ihn in Langensteinbach. Dort hatte man Heilquellen entdeckt, die sowohl für die innere wie äußere Anwendung geeignet waren. Trinken und Baden und ein bisschen Lustwandeln, das war die Kombination, die man in jenen Zeiten suchte. Karl Wilhelm schickte drei seiner Ärzte, als die grünes Licht gaben, begann er 1719 mit dem Bau einer mondänen Anlage. 
Architekt Charles Hemeling, der auch an den Entwürfen zum Karlsruher Schloss beteiligt war, konnte aus dem Vollen schöpfen. Das Kurfürstenbad – ein Neubau der grünen Wiese – umfasste ein Brunnenhaus, eine Wandelhalle, Logierhäuser und Lauben für den gemütlichen Spaziergang. Die Gäste sollten wandeln, möglichst lustvoll und natürlich dafür bezahlen. Sogar die drei Zimmer des Markgrafen konnten außerhalb seiner Anwesenheit gemietet werden.

Waren die Bäder anfangs noch aus Holz, wurden sie bald durch Steinwannen ersetzt. Aus Leitungen  sprudelte warmes und kaltes Wasser, gut zur Linderung körperlicher und seelischer Leiden. Für das Vergnügen gab es einen Kegelplatz, ein Billard- und Lesezimmer sowie einen Tanzsaal und eine Komödianten-Hütte. Etwas abseits hatte man sogar ein Armen- und Waisenbad für die Bedürftigen eingerichtet. Die Abgeschiedenheit des Fürstenbades erlaubte auch manch vertrauliches Gespräch. So soll 1783 der Schweizer Theologe Johann Kaspar Lavater den Markgrafen überredet haben, die Leibeigenschaft abzuschaffen. Das tat er denn unter dem wohligen Einfluss des Langensteinbacher Heilwassers auch wirklich. 

1789 bekam das Fürstenbad sogar noch einen eigenen Kurpark an die 
Seite. Im Stile eines englischen Landschaftsgartens entwarf ihn der Karlsruher Hofgärtner Michael Schweykert und schuf damit ein botanisches Schmuckstück auf den hügeligen Höhen des Alb-Pfinz-Plateaus. Es war der Höhepunkt einer Entwicklung, die bald schon eine andere Richtung einschlagen sollte. Mit der Gründung des Großherzogtums Baden 1806 war nämlich nun auch Baden-Baden Teil des Herrschaftsgebiets. Im 19. Jahrhundert begann sein kometenhafter Aufstieg, während nach Langensteinbach bald kein Hahn mehr krähte. Die Folge waren wirtschaftliche Schwierigkeiten, auch weil die Quellen nicht mehr so ergiebig waren wie am Anfang. 1840 war Schluss. Der Badebetrieb wurde eingestellt und ein Gebäude nach dem anderen abgetragen. Ein Ettlinger Fabrikant 
kaufte sich das Badehaus samt Wandelhalle und nutzte es als Bleicherei. 

Es war ein radikaler Schnitt. In Langensteinbach ist heute nichts mehr 
von dem einst berühmten Fürstenbad übrig. Es geriet weitgehend in 
Vergessenheit. Für seine mehrjährige Ausstellung „Landpartien“ hat 
das Museum in Ettlingen zusammen mit den Museen in Rastatt, Baden-Baden und Durlach vieles davon dokumentiert und in einem großen Ausstellungsband publiziert. Geht man auf Spurensuche, wird 
man übrigens auch an einer anderen Stelle fündig – dem Ortsnamen. 
Denn die Gesamtgemeinde, der Langensteinbach seit 1971 angehört, 
heißt nicht zufällig Karlsbad. Als es darum ging, für die einst selbständigen Ortschaften Auerbach, Ittersbach, Mutschelbach, Spielberg und Langensteinbach einen neuen Namen zu finden, besann man sich jenes Kurbades, das ein gewisser Karl dort vor langer, langer Zeit begründet hatte. 

www.karlsbad.de

 

Gut zu Wissen

Noch bis Ende Mai 2021 wird im Museum in Ettlingen die Sonderausstellung „Sauber? Kulturgeschichte des Badens“ zu sehen sein. Im Herbst wird dort eine kulturgeschichtliche Schau über das Teetrinken eröffnet („It‘s tea time“). Die Dauerausstellung zeigt im historischen Ambiente des Ettlinger Schlosses Exponate aus der Stadt- und Schlossgeschichte, die Städtische Galerie regionale Kunst vom frühen 20. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Geöffnet Mittwoch bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr: 

www.ettlingen.de

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