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WALDWANDERUNG MIT DER MEERJUNGFRAU

Im Albtal kann man gemütlich spazieren gehen, aber auch richtig wandern. Selbst der berühmte Schwarzwälder Westweg führt hier vorbei, mit malerischen Aussichten und ein paar netten Überraschungen.

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Huch, was macht denn die dänische Meerjungfrau im Wald? Mitten auf dem Westweg zwischen hohen Tannen und Buchen hat jemand die Skulptur neben einer Sitzbank platziert. Es ist die Bank von Dänemark, die unweit der Bank von England und der Bank der Niederlande zu finden ist. Geld gibt es hier keines, aber Sitzgelegenheiten und Informationen über die Europäische Union und ihre Länder: Der sechs Kilometer lange „Europa-Rundwanderweg“ teilt sich ein paar hundert Meter mit dem berühmtesten aller Schwarzwaldwege, dessen erstes Etappenziel Dobel ist.

Der Westweg beginnt in Pforzheim und endet in Basel. Das Stück von Dobel nach Forbach ist 26 Kilometer lang, doch wer will, kann daraus eine schöne Albtal-Rundtour machen, die von der Hahnenfalzhütte hinunter ins Gaistal nach Bad Herrenalb führt. 12 bis 17 Kilometer lang, je nachdem, ab wo man den Bus nimmt. Der kleine Big Ben ist das Letzte, was man von Europa sieht, danach beginnt der tiefe Schwarzwald. Durch dichte Nadelwälder geht der älteste Schwarzwälder Fernwanderweg, stets gut mit der roten Raute beschildert und fast nie ganz im Schatten. Hier lässt es sich auch im Herbst vorzüglich wandern, mit Aussichtspunkten, die seit dem letzten großen Sturm Lothar wirklich diesen Namen verdienen.

Es summt und zirpt im hohen Gras. Schmetterlinge tanzen auf lila Disteln, der leuchtend rote Fingerhut dreht verführerisch seine Blütenkelche in die Sonne. Kein Zivilisationslärm stört die himmlische Ruhe, die nächste Durchgangsstraße ist weit weg, vom Motorradlärm wie oben auf der Schwarzwaldhochstraße keine Spur. Hier auf den Hochflächen mit all ihren Mooren und Heidelbeersträuchern ist der Auerhahn zu Hause. Er liebt Lichtungen in großen unzerschnittenen Wäldern, ein paar hundert Tiere leben noch in den weiten Rückzugsgebieten des Nordschwarzwaldes. Streng geschützt!

Natur, soweit das Auge reicht. Der Rundblick von der Schweizerkopfhütte ist gigantisch. Gut sechs Kilometer nach Dobel hat man sie erreicht, ein idealer Ort für die erste große Rast. Die Sitzbank an ihrer Talseite liegt zur Mittagszeit im Schatten, das gesamte Gaistal und Bad Herrenalb dem Wanderer zu Füßen. Unten gibt es eine große Waldwiese und in der Ferne deutet sich der Rheingraben an. Langweilig ist der Westweg wirklich nicht. Er wurde zertifiziert und um naturnahe Abschnitte ergänzt. So wie das Stück von der Schweizerkopfhütte zur Hahnenfalzhütte. Ganz dunkel ist es hier und wildromantisch. Alte moosbedeckte Stämme liegen im Wald, ihre Wurzeln sind wie Krallen nach oben gerichtet. Bundsandsteinplatten bedecken den Waldboden, ein schilfiges Gras den immer feuchter werdenden Untergrund.

Dann ist es Zeit für den Abstieg. Adieu Westweg (rote Raute), willkommen im Gaistal (blaue Raute), im Skiheim Talwiese wartet eine köstliche Erfrischung auf die Wanderer. Hier könnte man nun mit dem Bus nach Bad Herrenalb und von dort zurück nach Dobel fahren. Oder man entscheidet sich für die fünf Kilometer entlang der jungen Alb nach Bad Herrenalb. Eine gute Entscheidung: An der Spechtschmiede (gelbe Raute) taucht man ins Landleben ein. Enten quaken, Hühner gackern, ein Wasserrad an der Plötzsägmühle wird wie in alten Zeiten angetrieben. Hier folgt man der jungen Alb, die dem Tal ihren Namen gab. Ein kleiner Wildbach, der frech durch den Schwarzwald mäandert. Der hier im Naturschutzgebiet einfach so fließen darf, wie er möchte.

Und so wie am Anfang der Europa-Rundwanderweg begleitet auch am Ende der Tour wieder ein Themenweg den Wanderer: Der drei Kilometer lange Albtäler Quellenerlebnispfad spielt mit dem Leitmotiv Wasser. Erklärt, warum im Fluss Granit zu finden ist und weiter oben an den Hängen der Buntsandstein dominiert. Wie eine Sägemühle funktioniert und wie ein Wasserrad. An verschiedenen Erlebnisstationen können Kinder alles ausprobieren. Die letzte Erlebnisstation ist die Eisdiele in Bad Herrenalb. Das schmeckt! In knapp 20 Minuten ist der Bus wieder in Dobel und die Abendsonne scheint auf das Sonnentor neben dem Kurhaus – jener Punkt, wo am Morgen die Wanderung auf dem Albtäler Westweg begonnen hat.