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WAS LANGE GÄRT, WIRD ENDLICH GUT

Rudi Vogel war ein Pionier unter den Gasthausbrauern. In den drei Brauhäusern Ettlingen, Karlsruhe und Karlsruhe-Durlach schenkt er heute sein Naturtrübes aus. Wer es richtig anstellt, bekommt dort sogar ein Freibier.

Geschichte

Der Mann hat Humor. Verkleidet als Angela Merkel begrüßt Rudi Vogel seine Gäste auf der Homepage. Die Bundeskanzlerin mit Vollbart, die auf der Zielgerade ihrer Amtszeit über die trendigen Farben des Herbstes sinniert. Heraus kommt dabei ein leicht changierendes Goldgelb, ein hefetrüber Stoff, den man maßgeschneidert in einem Brauhaus der Marke Vogel bekommt.

 

Der Chef als Angela Merkel

Rudi Vogel war schon immer ein ganz besonderer Typ. Ein Spaß-Vogel mit Geschäftssinn, der stets seine eigenen Wege ging. Als noch keiner daran glaubte, hat er 1985 seine eigene Gasthausbrauerei in der Karlsruher Kapellenstraße gegründet. Er war der vierte in Deutschland und der erste in Baden-Württemberg. Man hielt das damals für einen Schnapsidee. „Jeder hat nur ungläubig geguckt, als ob ich vom Mars käme“, erinnert er sich.

Tatsächlich kam er aber von der Hochschule in Weihenstephan mit einem Diplom als Brauingenieur. Ein Mann, der sein Handwerk von der Pike auf gelernt hatte, Erfahrungen bei den Großbrauereien Moninger und Hoepfner sammelte – und der nun sein eigenes Ding machen wollte.

Köstliches aus dem Kupferkessel

Es lief viel besser als erwartet. Von Anfang an standen die Gäste Schlange, dankbar für ein Bier, das sich aus dem Einerlei der Großproduzenten abhebt. Das Erfolgsrezept war dabei denkbar einfach: Keine Filtrierung und komplizierte Pasteurisierung, was gebraut wird, geht direkt in den Ausschank.

Schon 1988 eröffnete Vogel sein zweites Brauhaus in Ettlingen. In einem alten Kinosaal standen jetzt Biertische und ein paar Kupferkessel, in denen es vielversprechend brodelte. Immer neue Sorten kredenzten die Braumeister: Weizenbier, Märzen, Bock, das goldgelbe Sommerbier und ein rötlicher Herbsttrunk. Dazu gab es Deftiges aus der Pfanne wie Rostbraten, Schnitzel oder gebratene Maultaschen.

 

Freibier als Belohnung

2004 kam dann das dritte Brauhaus in Durlach dazu und mit ihm ein Angebot, das so typisch für Vogel ist: Wer mit dem Fahrrad von Brauhaus zu Brauhaus fährt und dabei zweimal zahlt, bekommt an der dritten Station ein Freibier. Die Idee schlug ein, besonders am 1. Mai und am Vatertag radelten ganze Heerscharen von Vogel zu Vogel.

Das hat sich in Corona-Zeiten natürlich etwas geändert. Nun sind es eher die Individualisten, die zwischen Karlsruhe, Durlach und Ettlingen in die Pedale treten. Sie bekommen dabei eine kleine Faltkarte auf den Weg, die in jedem Brauhaus vorrätig ist. Zwischen 21 und 30 Kilometer ist die Strecke lang, je nachdem, welche Variante man wählt.

Rudi Vogel kann heute mit Zufriedenheit feststellen, dass sich die Idee der Brauereigaststätten und Erlebnisgastronomie durchgesetzt hat. Heute gibt es Dutzende davon, doch kaum eine ist schon so lange erfolgreich am Start wie der Pionier von Vogel-Bräu. Wie zum Beweis hat er an der Fassade des Gasthauses in Ettlingen das alte Kino-Schild hängen lassen, wo es seit über 30 Jahren heißt: „Der neue Kultfilm: Vogel Bräu“.

 

Mit 66 Jahren …

Der Chef mag eigentlich alle seine Biere, aber am liebsten ist ihm immer noch sein Original-Pils. Gut gereift und lange gegärt. Knapp 50 Bittereinheiten hat es, mehr als sich jeder Großanbieter traut. Ein Bier für echte Kenner und Genießer, die gerne den Unterschied schmecken.

Einen Vogel zeigt dem Rudi heute eigentlich keiner mehr. Eher zieht man den Hut vor ihm, der kürzlich 66 Jahre alt geworden ist. Da ist mancher schon in Rente, für andere jedoch, und da stimmt Rudi Vogel Udo Jürgens nur allzu gerne zu, „da fängt das Leben an“.

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