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DIE NACHT IM BAUM

Bad Herrenalb ist um eine ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit reicher: im Baumhaus mitten im Gaistal hat man einen freien Blick ins Grüne. 

09. März 2020

Geschichte

Das Haus hängt an dicken Seilen etwa drei Meter über der Erde. Seine Basis ist ein fester Holzboden. Die Wände stehen allerdings nicht senkrecht darauf, sondern sie laufen wie bei einem Indianerzelt oben zusammen. Vor allem aber sind sie komplett aus durchsichtigem Kunststoff. Wer drin ist, hat eine 360-Grad-Aussicht in die Natur und verbringt die Nacht unterm Blätterdach.

Das transparente Baumhaus ist im Wald im Bad Herrenalber Gaistal zu finden. Wenn Wanderer dort auf der Talwiese übernachten wollen, buchen sie auf der Internetseite und bekommen einen Zugangscode, mit dem sich die Luke öffnen lässt. Über eine Klappleiter steigen sie hinauf, Schlafsäcke und Isomatten müssen sie mitbringen und bis zu sechs Gäste können darin übernachten.

Einen Brunnen mit Wasser gibt‘s in der Nähe, außerdem eine Komposttoilette. Sogar an eine Handyladestation und an ein LED-Licht ist gedacht, das über eine Solarzelle gespeist wird. Außerdem liegt die Talwiesenschänke zur Einkehr nicht weit, am Bach lässt sich ein Staudamm bauen und der Wildkatzenpfad verläuft auch in der Nähe.

Entwickelt hat das ungewöhnliche Baumhaus Tobias Weißenmayer, Sozialpädagoge aus Calw, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen einer Pfadfindergruppe. Sie sind alle gerne in der Natur unterwegs und dankbar, wenn sie das Zelt nicht mitschleppen müssen und unterwegs trotzdem kostengünstig und naturnah übernachten können. Weil Hütten eine aufwendige Genehmigung brauchen, sprach einer der Jugendlichen – zunächst zum Spaß – von einem Baumhaus. Damit war die Idee geboren und sie fingen an, über Jahre hinweg gemeinsam selbst ein solches zu konstruieren.

Mittlerweile gibt es ein Baumhaus am Schluchsee, das zu einem Zeltplatz gehört, eines im Kurpark von Bad Herrenalb, das zur Landesgartenschau aufgebaut wurde, und nun ist eines für Wanderer mitten im Wald hinzugekommen.

Dabei soll es aber nicht bleiben. Wenn es nach dem Ziel des Vereins „Bund für Baumhaustechniker – Bildung, Forschung, Natur, Sport und Jugend“ geht, dem Tobias Weißenmayer und seine Mitstreiter angehören, wird es künftig mehrere solcher Baumhäuser entlang von Fernwanderwegen geben. Am Ende kann man sich für längere Zeit auf den Weg machen und jede Nacht in einem anderen Baumhaus verbringen. Der Verein fühlt sich in dieser Idee bestätigt, denn viele wollten schon in den ersten Monaten im Gaistal übernachten, obwohl noch gar nicht für das Quartier geworben wurde.

Um für das Projekt entsprechende Versicherungen abschließen und auch das Patent für die Konstruktion anmelden zu können, hat Tobias Weißenmayer inzwischen das Unternehmen „Baumhaustechnik“ gegründet. Für ihn sind die transparenten Baumhäuser zum einen eine schöne und preisgünstige Übernachtungsmöglichkeit, die fernab vom Trubel eines Zeltplatzes oder einer Jugendherberge liegt – „ein Naturerlebnis, das sich jeder leisten kann“.

Er sieht noch mehr Vorteile: „Zehn Prozent der Mieteinnahmen gehen an den Forst, das heißt, der Wald kann wirtschaftlich genutzt werden, ohne dass dafür, wie sonst üblich, Bäume gefällt werden müssen.“ Außerdem ist das Projekt nicht nur mit Jugendlichen entstanden – auch den Aufbau gestaltet er als naturpädagogisches Programm. Zugrunde liegt dem Haus ein Bausatz, der von Fachleuten gemeinsam mit ein paar Helfern innerhalb einer Woche aufgebaut wird.

Wenn sich also eine Gemeinde für ein Baumhaus entscheidet, können es Tobias Weißenmayer und seine Experten auch während eines Ferienworkshops mit Kindern und Jugendlichen aus dem Ort aufbauen. „Dann leisten wir nicht nur einen Beitrag zur Tourismusförderung“, sagt Weißenmayer, „sondern verschaffen den Schülern zudem eine erlebnisreiche Ferienwoche.“

 

Gut zu Wissen

Eine Nacht im Baumhaus kostet für bis zu 6 Personen (oder maximal 8 Kinder) 89 Euro.
www.baumhaustechnik.de

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