Erwin Schottler & Roy Kieferle Hero Bild Dekoration

ABENDGLÜHN FÜR LEIB UND SEELE

Den „Wanderpapst“ nennen sie Erwin Schottler auch. „Kräuterpapst“ wiederum ist der Beiname von Roy Kieferle. Wenn beide zusammenkommen, dann wird daraus eine spannende Begegnung und eine ebenso lehrreiche wie vergnügliche Tour für die Gäste.

 20. Mai 2019

Geschichte

Es gibt ein Bild, das den bekannten Benediktinerpater Anselm Grün neben Erwin Schottler zeigt. Einen kurzen Moment fragt man sich, wer nun wer ist von beiden. Der lange Bart, das silbergraue Haar, die schlanke Gestalt. Sie sind ja auch ein wenig Brüder im Geiste, coachen beide Menschen durchs Leben, wollen inspirieren und bewegen. Der Pfälzer Erwin Schottler tut das nun schon seit Jahrzehnten. Das Wandern ist seine Passion, er wird nicht müde, anderen davon zu erzählen und sie mit auf Tour zu nehmen. Seit über 30 Jahren macht er das, der ehemalige Polizist und Personenschützer, der jahrzehntelang ein Hotel betrieben hat und gleichzeitig eine Wanderund Nordic-Walking-Schule gründete.

Immer wieder hat es ihn dabei gereizt, Grenzen zu überschreiten. Die Pfalz zu verlassen und in anderen Regionen unterwegs zu sein. Irgendwann hat er sich dabei auch in die Gegend auf dem Dobel verliebt. In die Hochebene, die ausgedehnten Wälder, die herrlichen Aussichten und die Natur. Er hat auch dort einen Bruder im Geiste gefunden. Der Kräuterkoch Roy Kieferle, Inhaber des Wagnerstübles und Pionier der gesunden Küche, ist so ganz nach seinem Geschmack. Beide haben sie viel erlebt und verfolgen mit Sorge, wie eine Freizeitund Nahrungsmittelindustrie die Menschen für sich vereinnahmt. „Alles, was das Leben bequemer macht, nimmt uns von dem etwas weg, was uns die Natur geschenkt hat“, sagt der eine und der andere nickt nur stillschweigend.

Die Idee, eine gemeinsame Wandertour anzubieten, fiel deshalb bei beiden auf fruchtbaren Boden. Der eine zeigt, wie gut eine gesunde Küche schmecken kann, der andere wie wohltuend die Natur für Leib und Seele ist. Die Tour beginnt am Kurhaus auf dem Dobel. Dort haben sich knapp zehn Neugierige versammelt. Schottler ist diesmal ganz in Rot gekleidet, mit Sonnenbrille, Baseballmütze und wallendem Haar sieht er aus wie eine deutsche Ausgabe des amerikanischen Country-Sängers Willie Nelson. „On the Road Again“: Die „Road“, die Schottler mit seinen Gästen beschreitet, führt direkt auf die Terrasse von Roy Kieferle. Dort duftet es nach Küchenkräutern und frischgebackenem Brot. Es gibt ein Kartoffelkräuterküchlein mit Dip von Joghurt und Paprika sowie einen Orangen-Melonen-Apfel-Karotten-Saft zur Begrüßung. Frisch aus der SaftZentrifuge, mit allen natürlichen Ingredienzien, die nun den Gaumen kitzeln. Eine ebenso leichte wie gesunde Grundlage für die kommende Wanderung. „Ich bin 72 Jahre alt,“ sagt Kieferle, „und voll berufstätig.“ Gesunde Ernährung heißt sein Erfolgsrezept, und das gibt er schon seit vielen Jahrzehnten an seine Gäste weiter.
Die gehen nun mit Erwin Schottler auf Tour. „Bis später!“ Der Kräuterpapst rührt derweil einen Ziegenkäse an, der Wanderpapst nimmt seine Leute mit in den Schwarzwald. Beim „Abendglühn“ wird man sich wiedersehen, doch jetzt scheint erst mal die Höhensonne auf dem Dobel. Der Weg geht über weite Wiesen, vorbei an Pferdekoppeln und einem christlichen Freizeitheim. Eine spirituelle Note hat auch der beschilderte Waldpfad, der nun folgt: Willkommen auf dem Engel-Weg, einer Themenroute, die mit einer Vielzahl von Stationen zum Nachdenken anregen soll. Die ideale Umgebung für Wanderführer Erwin Schottler, der seinen Gästen nun Schritt für Schritt die Augen öffnet. „40 Kilometer gingen die Menschen in der Steinzeit täglich, 20 waren es vor 100 Jahren. Und heute? 700 Meter!“ Ein Frevel an Leib und Seele und nichts, was einem guttut. Gut tut hingegen das stille Gehen durch die Natur. „Fünf Dinge schenkt sie uns“, sagt Schottler, „ein gesundes Herz, einen gesunden Rücken, eine gesunde Psyche, ein gutes Immunsystem und einen frischen Verstand.“ Er redet in Farben, erzählt vom blauen Licht des Himmels, das uns froh stimmt, und vom Grün des Waldes, das uns beruhigt. Der Seelendoktor Wald, man darf ihn ruhig konsultieren und ihm in aller Stille etwas anvertrauen. Es wird ohnehin zu viel geredet auf der Welt, „leider oft übereinander, statt miteinander“, sagt Erwin Schottler. Die Wanderfreunde gehen still weiter. Passieren das Naturdenkmal Volzemer Stein, das in Wahrheit aus vielen kleinen Steinen besteht und mit seinen bizarren Formen fast mystisch zwischen den Bäumen liegt. „Sieben Kilometer sollten wir täglich gehen“, sagt Erwin Schottler, „zweieinhalb Stunden in der Natur senken das Krebsrisiko.“ Aber die meisten Menschen haben keine Zeit, hetzen von Termin zu Termin, sind mit dem Körper bei der einen Sache und mit dem Kopf schon bei der nächsten. 

Erwin Schottler aber bleibt jetzt erst einmal stehen. Malt mit der Hand einen Tisch in die Luft und gibt ihm vier Beine. Es ist der Tisch des Lebens, der auf vier Säulen ruht: das eigene Ich, die Familie, das soziale Umfeld und der Beruf: „Alle vier müssen gleichlang sein, sonstkommt man in Schieflage.“ Es sind die Gedanken, die man mit auf den Weg nimmt. Die in den vielen ruhigen Minuten einwirken können und sich mit den Eindrücken der Natur vermischen. Die Natur bereitet ein weiches Bett für die Wanderer, der Rückweg ist so samtweich, dass man nun fast barfuß gehen könnte. Irgendwann sind wieder offene Wiesen und Weiden da und am Ende auch Roy Kieferle.
Auf der Anhöhe neben dem Wasserturm hat er sein kleines Büfett angerichtet. Abendglühn! Vor der majestätischen Kulisse des Schwarzwälder Sonnenuntergangs serviert er frisch gebackenes Bauernbrot und frischen Ziegenkäse. Ein Gedicht, das nun mit einem Glas guten Rotwein gekrönt wird. Dabei prosten sich auch der Wanderund der Kräuterpapst richtig zu. Gut gemacht, ihr zwei! Den Dobel mögen sie beide und die Natur da oben auch. Sieht ganz so aus, als ob es nicht das letzte Gipfeltreffen gewesen wäre. Erwin und Roy, man darf gespannt sein, was sie sich noch so alles für ihre Gäste einfallen lassen.

 

Gut zu Wissen

www.roykieferle.de

www.donnersberger.de

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