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ZUM KUCKUCK

Der Kuckuckshof in Ittersbach ist ein Weingut mit einer klassischen Besenwirtschaft. Zu zünftigen Gerichten und guten Weinen serviert Gerhard Neye auch gerne Anekdoten und Wissenswertes rund um seine Tropfen.

 11. September 2019

Geschichte

Die Räume sind niedrig, mit schlichten Holztischen und Stühlen bestückt und liefern den Rahmen für gesellige Abende. Holz brennt und knackt im Kachelofen. Bilder bedecken die Wände – Schwarzweißfotografien der Vorfahren, Gemälde, Erinnerungsstücke, wie den Gesellenbrief des Großvaters. Als dieser noch die Räume hier im Erdgeschoss des Hauses bewohnte, war die gemütliche Holzdecke aus dem Jahr 1784 unter einer Verkleidung verborgen. Das – und auch altes Fachwerk hat Familie Neye zutage befördert, als sie das Haus in KarlsbadIttersbach renoviert und 2001 ihre Besenwirtschaft eröffnet hat. Drei Jahre zuvor war der erste Wein ihres neu gegründeten Weinguts Kuckuckshof auf den Markt gekommen. „Wein machen und verkaufen soll bei uns aber nicht getrennt sein“, erklärt Gerhard Neye. So entstand die Idee zur Besenwirtschaft, in der Karin Neye die Gäste mit Zwiebelkuchen, Ittersbacher Saumagen, Wildgerichten und vielem mehr bewirtet. Zum Vespern gibt es Wurstsalat, WildschweinSchinken à la Kuckuckshof – und natürlich die passende Weinempfehlung dazu.

Gerhard Neye nutzt die Gelegenheit und erzählt den Gästen mehr von seinen Weinen. Was die RotweinCuvée „Option Z“ zum idealen Begleiter des Burgundertopfs aus Demeter Rindfleisch macht. Warum er seinen Weißwein „Circulum Vitalis“ zur Mousse au Knobi, einer Spezialität seiner Frau, empfiehlt. Gerne dürfen seine Gäste auch blind verkosten und dann freut sich der Winzer, wenn sie überzeugt sagen, dass ein Rotwein mit solchem Charakter kaum von hier sein kann.

Dabei hat Gerhard Neye als gelernter Schriftsetzer erst spät von der Drucker- zur Traubenpresse gewechselt und seine Berufung als Winzer gefunden. Seit er seine Ausbildung am Kaiserstuhl und im Markgräflerland als 48Jähriger beendet hat, kokettiert er damit, „ältester Jungwinzer Badens“ zu sein. Von Anfang an hat er ökologisch gewirtschaftet und der Kuckuckshof ist Mitglied im Bundesverband Ecovin. „Das war überhaupt keine Frage“, sagt Karin Neye, „schon davor war Ökologie ein wichtiges Thema in unserem Leben.“ Auch beim An-und Ausbau der sogenannten PiWis, also der pilzwiderstandsfähigen Rebsorten, „zählen wir hier in der Gegend zu den Pionieren“, erklärt ihr Mann. Mehrere Auszeichnungen hat er schon mit „Option Z“ und „Evolution Baron“ gewonnen – und bei beiden Cuvées sind PiWis im Spiel. Außerdem pflegen sie natürlich klassische Rebsorten, wie den Riesling. Im benachbarten Ellmendingen konnte das Ehepaar damals einige Rebflächen pachten und kaufen. Heute beackern sie rund vier Hektar Weinberge der Lagen Ellmendinger Keulebuckel und Dietlinger Klepberg, die beide zum Weinbaugebiet Kraichgau gehören. In einen eigenen Keller in Ittersbach haben sie nicht investiert, sondern bringen ihre Reben zu einem Kollegen nahe Baden Baden, der den Wein nach ihren Vorstellungen ausbaut. Auch die Nachfolge ist gesichert: Mittlerweile hat Tochter Vivien, die gelernte Winzerin und „Wirtschafterin im Weinbau“, das Weingut gepachtet.

Die phantasievollen Bezeichnungen gehen aber aufs Konto des Vaters: „Unsere einmaligen Weine sollen auch einmalige Namen haben.“ So steht der „Jura Spontanicus“ für einen Rivaner, den er ohne Zusatz von speziell gezüchteter Weinhefe, sondern nur mit der Hefe aus dem Weinberg spontan vergären lässt. Der Name „Nobling Emil – Alte Rebe“ geht auf seinen Vorgänger Emil Bischoff im Weinberg zurück, der dort die NoblingReben gepflanzt hatte, die außerhalb des Markgräflerlandes eine Seltenheit sind.

Stolz ist er auch auf den „Cara Calla XVII LEUG.“, eine Cuvée aus Burgunder und PiWis, also alter und neuer Weinwelt. In der Nähe des Weinbergs, wo die Reben stehen, wurden in Stein gemeißelte Straßenschilder aus der Römerzeit entdeckt, die besagten, dass BadenBaden noch 17 Leugen – so das damalige Längenmaß
– entfernt liegt.

Auch mit dem Namen Kuckuckshof hat es eine Bewandtnis: Er geht auf den Spottnamen Kuckuck zurück, der den Ittersbachern verpasst wurde. „Zu vielen Orten hier gibt es Ulknamen“, sagt Gerhard Neye. So erzählt man sich, dass die Ittersbacher einen Kuckuck gefangen und ihn in ein Gehege gesperrt haben – allerdings
eines, das oben offen war. Natürlich war der Vogel sofort wieder weg – der Name Kuckuck aber ist den Ittersbachern geblieben.

 

Gut zu Wissen

Die Weine kann man direkt am Kuckuckshof in Karlsbad-Ittersbach, Lange Straße 51, kaufen oder auch bestellen. Die Besenwirtschaft ist jedes Jahr im März und April sowie im Oktober und November geöffnet, Telefon 07248 291, www.kuckuckshof.de

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