Hero Bild Dekoration

SURFBRETT VOM SCHREINER

Jonas Buchholz ist Wellenreiter. In seiner Werkstatt in Ettlingen bringt der gelernte Schreiner seinen Beruf mit seiner privaten Leidenschaft zusammen: Er stellt maßgeschneiderte Surfboards aus Holz her. 

17. März 2020

Geschichte

Das viele Sitzen war nicht sein Ding, lieber wollte Jonas Buchholz etwas mit den Händen schaffen. Deshalb ließ der Karlsruher das Studium der Meteorologie sein und entschied sich, eine Schreinerlehre anzufangen. „Das steckt ja auch schon in meinem Namen“, sagt er und lacht.

Etwa zur selben Zeit meldete er sich zu einem Surfkurs in St. Girons Plage an, einem Ort an der französischen Atlantikküste südlich von Bordeaux, den jeder Wellenreiter kennt. Ein Zufall, denn bis dahin war Buchholz vor allem in den Bergen sportlich aktiv. Schon in diesem Camp hat ihm jemand erzählt, dass ein Schreiner auch Surfbretter bauen kann. „Doch es hat noch ein paar Jahre gedauert, bis ich die Surfbretter so richtig verstanden und es ausprobiert habe“, sagt er. Surfen ist für den 37-Jährigen auch mehr als nur ein Sport, das Bauen eines Boards eine Mischung aus Formgefühl, Ästhetik und Handwerkskunst. Und natürlich braucht man Leidenschaft fürs Meer.

Das ist zwar weit weg, wenn er in seiner Werkstatt im Ettlinger Industriegebiet steht. Doch in der Ecke offenbart sich seine Leidenschaft, dort hat er mehrere Surfbretter aufgereiht, in verschiedenen Längen und Materialien. Für die Arbeit an diesen Brettern hat er sich einen eigenen, kleineren Raum eingerichtet mit dunkelblau gestrichenen Wänden. Dort liegt auf einem Gestell ein längliches Styroporstück, das Jonas Buchholz bereits zugeschnitten hat. Es bildet den Kern des Boards, das der Schreiner im nächsten Schritt mit Holz verkleidet. Dass die Wände blau sind, hat aber nichts mit seiner Leidenschaft fürs Meer zu tun. Vielmehr bieten sie einen besseren Hintergrund, wenn er mit Hilfe der seitlich angebrachten Leuchten prüft, ob die Kurven seiner Boards auch makellos sind.

Nicht jedes Board hat einen Styroporkern. Jonas Buchholz‘ Meisterstück, das er zum Abschluss seiner Ausbildung geschreinert hat, ist ein drei Meter langes Board aus heimischem Holz in Hohlbauweise. In seinem Inneren steckt ein Gerippe wie beim Bootsbau, und darauf hat er Holz geleimt. Das Teil ist 18 Kilogramm schwer, ein Gewicht, das man erstmal ans Ufer tragen muss. „Aber es fährt sich fantastisch und man kann ewig damit übers Wasser gleiten“, sagt der Schreiner und erklärt den Unterschied zum kurzen Brett, bei dem es schwieriger sei, auf die Welle zu kommen, dafür lassen sie sich leichter drehen. „Es ist eine ganz andere Art zu surfen“, meint er. Auch ein ganz dünnes, kurzes Holzbrett gibt es in seiner Sammlung. Mit solchen „Alaias“ haben die Polynesier schon vor Hunderten von Jahren angefangen, über die Wellen zu reiten. Später kamen die Boards über Hawaii nach Kalifornien und verbreiteten sich im 20. Jahrhundert in vielen anderen Ländern. Vor allem die Entwicklung neuer Materialien, wie Polyurethanschaum, Glasfaser und Polyesterharz, die die Bretter leichter gemacht haben, beschleunigten den Boom, wie Buchholz erklärt.

Seit einigen Jahren geht der Trend allerdings wieder zurück zu den Holzbrettern. Aus Umweltgründen, wie Buchholz erklärt: „Ein Holzbrett hält auch länger als eines aus Kunststoff.“ Zudem sieht es schöner aus und fühlt sich natürlicher an, so der Experte, „und die Energie der Welle wird anders übertragen.“

Rund eine Woche Arbeit steckt in einem Brett. Bislang verdient Buchholz sein Geld mit anderen Schreinerarbeiten, doch gerne würde er mehr Boards bauen. Fernab vom Meer ist es aber nicht ganz einfach, viele neue Kunden zu finden. Aber man kann, wie Jonas Buchholz, auch auf dem Rhein surfen, wenn dieser genug Wasser führt: Sie ist zwar schwächer, als die berühmte Welle im Münchner Eisbach, aber eine stehende Welle gibt es dort beim Bellenkopf. Bald soll eine weitere hinzukommen: Der Verein „Black Forest Wave“, dem auch der Schreiner angehört, hat eine Surfwelle bei Pforzheim gebaut, die 2020 an den Start gehen soll.

 

Gut zu Wissen

Handgemachte Surfbretter:

Die nach Wunsch gebauten Bretter von Jonas Buchholz kosten ab 650 Euro (Styropor und Glasfaser) beziehungsweise ab 1.000 Euro (Holzboard).
www.buchholz-surfboards.de

Black Forest Wave:

In diesem Verein mit Sitz in Pforzheim sind rund 30 Mitglieder organisiert, die den Wassersport in der Region Pforzheim und Karlsruhe fördern wollen. Ihr Ziel ist es, eine Surfwelle mitten in Pforzheim zu schaffen – nach dem Vorbild des Eisbachs in München. Im Metzelgraben, der die Nagold mit der Enz verbindet, wurde dazu bereits ein Fundament gelegt, das ab 2020 mit einem entsprechenden Aufbau für die Welle sorgen soll.
www.blackforestwave.de

Information

Geschichte Erleben