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SCHAURIGE GEISTERSTUNDE IM SCHLOSS

Mit viel Schwung und neuen Ideen ist Solvejg Bauer als Intendantin der Ettlinger Schlossfestspiele angetreten. Die 41-Jährige will künftig auch die Bürger mehr einbeziehen – unter anderem als Sänger in Mozarts „Zauberflöte“. 

07. Juni 2019

Geschichte

Was hat Sie dazu bewogen, sich für die Intendanz in Ettlingen zu bewerben, Frau Bauer?

Das wunderschöne Schloss hat mich gleich gepackt. Als ich im Hof stand, hatte ich sofort Klänge und Szenen im Kopf. Außerdem war es natürlich die große Intendanz, die mich gereizt hat. So kamen viele Gründe zusammen: das Schloss, die charmante Stadt, die guten Gespräche, die ich mit dem Kulturamt geführt habe.

Womit werden Sie die Ettlinger bei den Schlossfestspielen 2019 überraschen?

Mein Konzept sieht einige Neuerungen vor. Zunächst mal bauen wir hier eine Opernsparte auf. In der ersten Spielzeit starten wir mit der Zauberflöte – ich sehe schon die Königin der Nacht auf dem Balkon im Schloss stehen. Auch eine Kinderoper gehört dazu, die zuerst im Schloss und dann an verschiedenen Orten im Albtal gezeigt werden kann. Und natürlich wird es mit „Der Mann von La Mancha“ auch wieder ein Musical geben. „Sieben Wochen – sieben Premieren – sieben Zugaben“ heißt das Motto.

Was steckt hinter den sieben Zugaben?

Das werden kleinere, verspielte Formate im Schloss sein. „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, hat es Hermann Hesse formuliert. So will ich auch in Ettlingen mit Zauberhaftem beginnen. Wenn die Musicalaufführungen nachts zu Ende sind, können die Besucher anschließend durchs Schloss flanieren, wo es eine schaurige Geisterinstallation gibt. Zum Ferienbeginn veranstalten wir außerdem ein großes Gauklerfest mit dem Titel „Sommernachtszauber“. Auch Publikumsgespräche sind angedacht. Ganz generell wollen wir die Tore des Schlosses aufstoßen und die Bürger mehr beteiligen.

Also nicht nur als Besucher?

Nein, es soll auch Möglichkeiten zum Mitmachen geben. Die Zauberflöte wird zur Volksoper mit einem Festival chor, an dem sich jeder findige Laie beteiligen kann. Im Frühjahr beginnen die Proben und meine bisherige Erfahrung zeigt, dass es große Energie freisetzt, wenn sich das Theater öffnet.

Teil Ihres Konzepts ist auch das „Stadtwandeln“. Was verbirgt sich dahinter?

An verschiedenen Stellen in Ettlingen wird es Spielstationen geben mit kleinen szenischen Perlen, eine Art Parcours, durch den der Zuschauer wandelt. Dadurch soll auch die Stadt stärker in die Festspiele einbezogen werden.

Das Musiktheater liegt Ihnen besonders am Herzen, wie Sie erklärt haben. Was macht für Sie den Reiz aus?

Es ist ein Gesamtkunstwerk, das die Gefühle nicht nur durch Worte, sondern außerdem durch die Musik transportiert. Eine starke Kraft, mit der man Emotionen im Zuschauer wecken kann, an die man sonst gar nicht herankommt. Aber ich liebe auch das reine Sprechtheater. Es bezieht seine Kraft durch die Leerräume, die die Zuschauer mit ihren eigenen Assoziationen füllen können. Deshalb ist es schön, dass man hier die verschiedenen Genres während eines Sommers erleben darf.

Zur Person

Solvejg Bauer, die 41-jährige Intendantin der Ettlinger Schlossfestspiele, stammt aus Esslingen. Als Regisseurin hat sie in den Bereichen Oper, Schauspiel und Musical unter anderem an der Württembergischen Landesbühne, am Theater Dortmund, der Hamburger Kammeroper und am Saarländischen Staatstheater gearbeitet. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in Karlsruhe. Sie arbeitet seit einigen Jahren in Saarbrücken an der Hochschule für Musik Saar, bildet Sänger in szenischer Darstellung aus und hat mittlerweile auch einen Lehrauftrag an der Hochschule für Karlsruhe übernommen.

Die Schlossfestspiele

Von Ende Juni bis Mitte August 2019 zeigen die Schlossfestspiele das Musical „Der Mann von La Mancha“, die Oper „Die Zauberflöte“ und als  großes Schauspielstück „Endstation Sehnsucht“ von Tennessee Williams. Außerdem wird es wieder ein Familienstück geben: Eigens für die Schlossfestspiele wurde eine Fassung des Romans „Der geheime Garten“ der britischen Autorin Frances Hodgson Burnett erarbeitet. Auf dem Programm steht auch „Weißes Kaninchen, rotes Kaninchen“, ein Theaterexperiment des Iraners Nassim Soleimanpour: Ein Schauspieler liest das Skript, das er vorher selbst nicht kennt, und bindet das Publikum ein bei der Veranstaltung. Geplant sind außerdem kulinarische Formate und eine Wanderbühne. Informationen, Termine und Karten unter www.schlossfestspiele-ettlingen.de

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