Hero Bild Dekoration

"RÜCKSICHT IST DAS OBERSTE GEBOT"

Für viele Menschen sind die ausgedehnten Wälder im Albtal ein Erholungsgebiet. Das bringt auch Probleme mit sich. Forstdirektor Thomas Rupp wünscht sich zuweilen mehr Rücksichtnahme und Respekt vor der Natur. Ein Gespräch über Spielregeln und Lösungsmöglichkeiten. 

13. März 2020

Geschichte

Herr Rupp, was ist das Besondere an den Wäldern im Albtal?

Sie sind ein Erholungsraum für sehr viele Menschen aus dem Großraum Ettlingen und Karlsruhe, die hierher kommen. Es ist das Tor zum Schwarzwald. Da kann es manchmal natürlich eng werden und Konflikte geben.

Welche Konflikte sind das?

Zum einen Konflikte untereinander. Die Wanderer und die Mountainbiker zum Beispiel. Es gibt Wege, die für den Radverkehr gesperrt sind, und da kommt es dann schon mal zu Wortgefechten. Da wünsche ich mir mehr gegenseitige Rücksichtnahme.

Ist der Freizeittourismus auch ein Problem für die Natur?

Ja, wenn etwa Biotope oder Naturschutzgebiete betroffen sind. Da sollte man auf den Wegen bleiben und nicht einfach querfeldein gehen oder mit dem Fahrrad wilde Trails fahren. Gleiches gilt für gesperrte Wege. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen eine Sperrung im Falle von Forstarbeiten oder bei Wegeunterhaltungsmaßnahmen einfach missachten. Ein Problem ist auch, wenn die Leute nachts oder in der Dämmerung unterwegs sind. Die Tierwelt braucht ihre Ruhepausen.

Wo gibt es denn Naturschutzgebiet im Albtal?

Nun, ein Großteil des Albtals mit seinen Seitentälern steht unter Naturschutz. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass dort Feste auf den Wiesen gefeiert werden. Das geht natürlich nicht. Es gibt ausgewiesene Plätze, die man für solche Zwecke nutzen kann.

Kontrollieren Sie, verhängen Sie Bußgelder?

Wir können und wollen nicht alles kontrollieren und sanktionieren. Ich appelliere eher an die Vernunft der Menschen. Bei konkreten Ordnungswidrigkeiten werden allerdings Bußgelder verhängt.

Wie ist es mit den Geocachern?

Kommt darauf an, wo sie ihre Caches verstecken. Neulich hatten wir den Fall, dass ein Geocach an einem Felsen in der Nähe eines Vogelbrutgebiets zu finden war. Das sollte man tunlichst unterlassen. Wenn Tiere ständig aufgeschreckt werden, gefährdet man sie und ihren Lebensraum.

Aber was ist mit den Menschen?

Ist es denn nicht verständlich, dass auch sie im Wald für sich Rückzugsräume suchen? Doch, natürlich. Die Wälder im Albtal haben sogar primär eine Erholungsfunktion, der wirtschaftliche Nutzen, die Forstwirtschaft stehen hier nur an zweiter Stelle. Aber weil es nun mal so viele Menschen gibt, die hier im Wald unterwegs sind, muss man das steuern und die Interessen abwägen. Wo hat der Naturschutz Vorrang, wo die Tierwelt, wo der Klimaschutz und wo der Mensch? Der Wald ist ein Multifunktionsraum, und da kann man nicht einfach alles ohne Einschränkungen zulassen.

Wie wichtig sind die Wälder für das Albtal?

Sehr wichtig. Sie sind nicht nur ein wertvoller Freizeitraum, sondern auch für die Frischluftzufuhr und das Mikroklima von Bedeutung. In Ettlingen etwa kann man jede Nacht den kühlen Luftzug spüren, der aus dem Wald in die Stadt kommt. Die Einheimischen nennen ihn „den Albtäler“.

Wie naturnah sind die Wälder im Albtal?

Die Mischung aus Laubund Nadelwald ist schon recht gut, da hat sich viel getan in den letzten Jahrzehnten. Zunehmend setzt sich bei uns eine Tannen-Buchenmischung durch.

Also keine schlechten Bedingungen für die, die in die Natur eintauchen wollen?

Das kann man sagen. Eine schöne Ecke mit einem sehr hohen Waldanteil von rund 50 Prozent. Wenn sich alle Beteiligten an die Spielregeln halten, gute Voraussetzungen für einen naturnahen Tourismus.

 

Gut zu Wissen

Thomas Rupp war bis Ende 2019 Leiter des Forstbezirks Süd beim Landratsamt Karlsruhe. Sein Gebiet umfasst rund 12.000 Hektar Wald, das Gros davon liegt mit etwa 10.000 Hektar im Albtal. Mehrheitlich sind die Flächen im Besitz des Landes oder der Kommunen, der Privatwaldanteil ist eher gering. Mit etwa 50 Prozent ist der Waldanteil im Albtal sehr hoch, der Landesdurchschnitt liegt bei 39 Prozent, bundesweit sind es 32 Prozent.
www.landkreis-karlsruhe.de