
HIT AN ALLEN KINOKASSEN
Nach seinem Erstling „Unsere Alb“ hat der Ettlinger Filmemacher Marco Ruppert den Westweg auf die Leinwand gebracht. Der Film wurde ein Überraschungserfolg an über 80 Kinos in Deutschland mit ausverkauften Häusern und mittlerweile 26.000 Zuschauern.
Der badische Riesenregenwurm: Wer hat von einem solchem Tier jemals etwas gehört geschweige denn es gesehen? Bei Marco Ruppert bekommt man das bis zu 60 Zentimeter lange Kriechtier direkt vor Augen geführt. Eine verborgene Spezies aus der feuchten Unterwelt des Hochschwarzwalds, die nun auf der Kinoleinwand groß herauskommt.
Es ist ganz erstaunlich, welche Geheimnisse der Ettlinger Naturfilmer dem Westweg entlockt. Vor gut vier Jahren begann er damit, den ältesten und bekanntesten Fernwanderweg im Schwarzwald zu verfilmen. Ein Langzeitprojekt mit hohem Aufwand, dem in der Corona-Zeit die meisten Sponsoren weggebrochen waren.
Doch Ruppert glaubte an den Film, nannte ihn „WildWestwegs – Schwarzwald“ und schaffte es tatsächlich auch, ihn Ende 2022 abzuschließen. Was danach kam, übertraf seine kühnsten Erwartungen: Waren es am Anfang rund zehn Kinos, die die Rupperts dafür gewinnen konnten, so ist der Film zwischenzeitlich zum Bestseller geworden. Ein Kassenknüller in Zeiten, in denen Lichtspielhäuser oft nur noch zur Hälfte besetzt sind.
Premiere war am 4. Februar 2023 in der „Kulisse“ in Ettlingen, wo auch sein Erstlingswerk „Unsere Alb“ Erfolge feierte. Doch bald begannen sich die Medien für das Filmepos über den Westweg zu interessieren: die Badischen Neuesten Nachrichten in Karlsruhe, die Badische Zeitung in Freiburg und der Schwarzwälder Bote in Oberndorf a. N. Schließlich saßen seine Frau und er zum Fernsehinterview in der SWR Landesschau in Stuttgart. Kürzlich gab der gleiche Sender in der Folge „Expedition in die Heimat – Auf dem Westweg“ Einblick in die aufwändigen Dreharbeiten.
„Danach“, sagt Ruppert, „ging das Ganze durch die Decke.“ Ein Kino nach dem anderen wollte den Film haben, der die Natur auf jenem Fernwanderweg beleuchtet, der in Pforzheim beginnt und in Basel endet. Zwei seiner Etappen führen auch durch die Region Albtal. Säle mit bis zu 300 Plätzen waren ausverkauft, in ganz Baden-Württemberg, Teilen von Bayern und Rheinland-Pfalz lief der Streifen.
Selbst in Nordrhein-Westfalen wurde „WildWestwegs“ in fünf Kinos gezeigt. „Es gibt einfach sehr viele Menschen, die einen Bezug zum Schwarzwald und seiner Natur haben“, sagt Ruppert. Dass er damit in eine Marktlücke stieß, war ihm zunächst gar nicht so bewusst: Es gibt zwar viele kurze Filmchen über den Westweg, aber offenbar keine umfassende Naturdokumentation in Spielfilmlänge.
So stürzten sich auch die vielen Mitglieder des Schwarzwaldvereins auf den Film, postierten zum Teil Stände am Eingang der Kinos und erzählten Freunden und Bekannten davon. Mittlerweile sind es über 25.000 Zuschauer, die „WildWestwegs“ gesehen haben. Rund 600 Vorstellungen hat es gegeben, bei etwa 50 waren Marco Ruppert und seine Frau Katrin selbst dabei.
Katrin Ruppert ist die Macherin hinter den Kulissen, sie organisiert die Drehs und spricht mit den Verleihern und Kinobetreibern. Die filmische Arbeit macht Marco Ruppert selbst: Drehbuch, Kamera, Schnitt, das alles liegt in seiner Hand. Unterstützt wird er von dem Landschaftsexperten
Dr. Andreas Megerle und weiteren Spezialisten, die ihre wissenschaftliche Expertise einbrachten. Schließlich spricht der Schauspieler Gunnar Schmidt die Texte.
Das alles sorgt für ein hohes Maß an Professionalität, die nicht nur von den Zuschauern honoriert wird. „Wild-Westwegs“ wurde für den Filmpreis Baden-Württemberg nominiert und beim Green Screen Naturfilmfestival im schleswig-holsteinischen Eckernförde und beim Darßer NaturfilmFestival gezeigt.
Seit Oktober 2023 ist der Kinofilm nun auch fürs Heimkino erhältlich, übrigens auch auf dem englischsprachigen Markt unter dem Titel „Trail of Secrets – Black Forest“. Der Schwarzwald ist eben eine internationale Marke, viele Engländer und Amerikaner kommen hierher zum Wandern.
Und natürlich gibt es auch schon neue Pläne: „Wir machen weiter, sicher“, sagt Ruppert. „Wege zur und in die Natur“, lautet der Arbeitstitel. Mehr wird noch nicht verraten. Man darf gespannt sein: Vielleicht hat der Riesenregenwurm ja noch einen Bruder an bisher unbekannter Stelle, der dann Karriere macht.
Gut zu Wissen
Sowohl „WildWestwegs“ als auch der Vorgänger „Unsere Alb“ gibt es als DVD und online als HD-Stream. Die DVD „WildWestwegs – Schwarzwald“ erscheint im Verlag Regionalkultur und ist über den Buchhandel und andere Verkaufsstellen erhältlich (19,90 Euro, 105 Minuten, ISBN 978-3-95505-429-8).