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EULE MIT LOGBUCH

Das Albtal ist ein attraktives Ziel für Geocacher. Eine Vielzahl von rätselhaften Touren gibt es hier. Zum Beispiel den Albtaltrail im malerischen Ettlinger Höhenstadtteil Spessart.

Geschichte

Die Eule lächelt. Fast ein wenig frech grinst sie vom Baum. Wenn man sich ihr nähert, verharrt sie mucksmäuschenstill. Sie ist aus Draht, eine Figur aus dem Baumarkt mit einem sehr lustigen
Gesicht. In ihrem Inneren lagert ein Logbuch. Man nimmt es heraus, trägt sich ein, legt es wieder zurück. Der erste Geocache ist gefunden.

32 Schätze sind auf dem Albtaltrail versteckt. Er ist die längste der fünf Routen, die Michael Weber betreut, und die mit den meisten digitalen Verstecken. Seit 2007 sorgt der Telekommunikationsfachmann aus Durmersheim dafür, dass dort alles in Schuss ist, dass die Gefäße wasserdicht schließen und die Logbücher vorhanden sind. Und immer wieder lässt er sich
was Neues einfallen, Stichwort Drahteule. Das Logbuch ist das Herz eines jeden Geocaches. Gerade erhält Michael Weber die Online-Meldung, dass eines vollgeschrieben ist. Er zückt seinen
kleinen Werkzeugkasten, schraubt den Petling auf, nimmt das volle Logbuch heraus und legt ein neues hinein.

Geocacher haben ihre ganz eigene Sprache. Der Petling zum Beispiel. Man kennt das Wort von der PET-Flasche, der Petling ist ein reagenzglasartiger Rohling mit Schraubverschluss, ideal, um darin kleine Schätze zu verstecken. Gerade mal zeigefingergroß ist das Logbuch, das in einen Petling
hineinpasst, eine Spezialanfertigung, die es heute in aller Welt gibt.

Das magische Datum aller Geocacher ist der 2. Mai 2000. Damals gab die US-Regierung die GPS-Navigation für die zivile Nutzung frei. Schon am Tag darauf vergrub der Amerikaner Dave Ulmer bei
Portland, Oregon, einen Plastikeimer mit CDs, einer Videokassette, einer Dollarnote, einem Buch,
einer Steinschleuder und einer Konservendose mit Bohnen – der erste Geocache der Welt.
Einen Tag später fand ihn Mike Teague mit Hilfe der GPS-Koordinaten. Er erstellte eine private Webseite und setzte damit eine globale Bewegung in Gang. Am 30. Mai 2000 wurde der Begriff Geocaching dann erstmals verwendet und am 2. September die Internetplattform www.geocaching.com gegründet.

Dort sind bis heute fast sämtliche Touren und Geocaches der Erde zu finden. Über drei Millionen sind es zwischenzeitlich, auch die Geocaches aus dem Albtal gehören dazu. Vor genau zehn
Jahren wurden die ersten Strecken zwischen Ettlingen und Bad Herrenalb eröffnet.

Sie sind so vielfältig wie die Landschaft hier. Michael Weber genießt jede seiner Inspektionstouren in vollen Zügen. „Eine wunderbare Natur, vor allem im Herbst, wenn die Blätter rauschen“, sagt er. Der Albtaltrail startet und endet an der Rüppichhütte in Spessart. Hier kann man verweilen und grillen, die Tour auf gemütliche Art und Weise ausklingen lassen.

Der Weg führt durch einen lichten Laubwald am Hang. Durchschnittlich alle 500 Meter ist ein
Geocache versteckt, auf dem Albtaltrail sind es sogenannte Tradis: Traditionelle Caches, bei denen die Koordinaten bekannt sind. Bis auf etwa zehn Meter lotst das Smartphone die Cacher heran, der Rest ist Augenmaß. Denn beim Geocache sind auch die Sinne gefragt, Fotos der Verstecke gibt es im Internet nicht, das ist tabu, weil sonst der Reiz verflogen wäre. Man findet viel, wenn man mit wachen Augen und aktuellen Koordinaten durch den Wald spaziert. Sogenannte Travelbugs zum Beispiel, die man herausnehmen und in einem anderen Cache wieder neu platzieren darf.

Manchmal steht sogar das Reiseziel auf dem mobilen Schatz, bei Cache Nummer 4 auf dem Albtaltrail ist es beispielsweise Arizona. Geocacher lernen die Landschaft und die Natur kennen. Ist das nicht ein Fliegenpilz, der mich neben dem Versteck anlächelt? Und hat hier eine Horde grunzender Wildschweine den Boden aufgewühlt?

Vier weitere Geocaching-Routen im Albtal betreut Digitalwegewart Michael Weber. Das Klingende Albtal in Langensteinbach zum Beispiel, wo man mit einem Musikinstrument namens Metallophon Töne erzeugen muss, aus denen sich die Koordinaten ergeben. Die Tour ist ein sogenannter Multi-Cache, eine Rätselstrecke, bei der die GPS-Daten erst noch erraten werden müssen.

Auch der Geocaching-Trail „Albtal-Indianer“ ist ein Multi-Cache und zwar für Kinder, die hier zum Beispiel auf Kräutersuche für den Medizinmann geschickt werden. Schließlich dürfen Verliebte beim „Romantischen Ettlingen“ auf Schatzsuche gehen und Erholungssuchende die „Spas in Waldbronn“ ergründen, ein Wortspiel mit dem englischen Begriff für Bäder.

Den Albtaltrail in Ettlingen-Spessart kann man übrigens auch bequem mit dem Fahrrad machen. Die Wege sind so breit, dass hier die Zwei-Meter-Regel nirgendwo verletzt wird. Sie sind auch so eben, dass Familien problemlos unterwegs sein können. Viele kommen aus weiter Umgebung und wollen möglichst spannende digitale Rätsel lösen, das Ziel ist dabei oft zweitrangig: Geocaching lockt ganz andere Zielgruppen an als die, die man sonst auf den Wanderwegen findet. Sie suchen vor allem Schätze und lernen nebenbei auch noch eine Region kennen, die sie bisher vielleicht nicht
auf dem Schirm hatten – das Albtal im Nordschwarzwald zum Beispiel.

 

Gut zu Wissen

Sämtliche Geocaching-Touren mit Koordinaten findet man hier
www.geocaching.com

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