Alte Schmiede Malsch Hero Bild Dekoration

ENDE EINES DORNRÖSCHENSCHLAFS

Der Verein K15 haucht der alten Schmiede in Malsch mit sechs Kleinmuseen neues Leben ein.

Geschichte

Lange standen sie leer, lange war ihre Zukunft ungewiss: die denkmalgeschützten Gebäude in der Kreuzstraße 15 im Ortskern von Malsch. Sie sind kein Schmuckstück. Doch der erste Blick trügt. Denn die alte Schmiede mit Ställen, Scheunen und angrenzendem Wohnhaus ist eines der letzten erhaltenen innerörtlichen Gehöfte mit Handwerksbetrieb aus dem 19. Jahrhundert.

Seit September vergangenen Jahres gehört das Ensemble dem Verein K15. Seine Mitglieder haben den DenkMALSCHutz zur Ehrensache erklärt und wollen dieses Zeugnis dörflicher Kultur retten. In Eigeninitiative werden sie die Gebäude nun behutsam sanieren und mit einem ungewöhnlichen
Nutzungskonzept aus ihrem Dornröschenschlaf holen: Nach und nach entstehen dort sechs
Kleinmuseen in sechs verschiedenen Stuben. „Dabei muss jeder Balken protokolliert werden“, erzählt die Vorsitzende Walburga Rademacher. „Das Denkmalamt bestimmt, wo wir einen Nagel
einschlagen dürfen.“

Als erstes Museum ist die alte Schmiede an den Start gegangen. Mit ihrem Amboss, der Esse, den
Werkzeugen und rußgeschwärzten Wänden sieht sie aus, als habe Josef Laible, der letzte Schmied im Ort, sie eben erst verlassen. Bis Mitte der 1950er-Jahre schmiedete er hier Hufeisen und Nägel, in den 20 Jahren danach fertigte er noch ab und an den Reif eines Holzrads oder dengelte eine Sense. Unter der gewölbten Decke, deren wunderschöne helle Tonziegel auch ein Schloss zieren
könnten, sollen aber auch Seminare, Kurse und Firmenevents stattfinden.

Dieses ambitionierte, lebendige Raumnutzungskonzept gilt auch für die anderen Kleinmuseen: Das digitale Heimatmuseum mit wechselnden Ausstellungen zur Kommunalgeschichte und Themen wie
Auswanderung, Wasser oder Malscher Sagen wird sich ebenso für Workshops mieten lassen wie die Schusterstube und die Künstlerstube. In letzterer werden Malscher Künstler ausstellen, sie ist aber auch offen für andere, die ihre Werke präsentieren wollen. Im Puppenmuseum mit Kaufläden,
Puppenstuben und Spielwaren können Kindergeburtstage gefeiert werden. Und das Scheunenmuseum bietet Platz für Ausstellungen zum Landleben. Viele der Exponate wurden
bereits von Bürgern gespendet. „Wir haben einen Zeitplan von zehn Jahren in fünf Abschnitten und ein Budget von 500 000 Euro“, sagt Walburga Rademacher.

Ab dem Frühjahr dürfen sich Besucher auch wieder über den reaktivierten Bauerngarten im Hof freuen, der zusammen mit dem Gartenbauverein angelegt wird. Als Treffpunkt und Ort der Begegnung sind in Hof und Scheune einmal Bauernmärkte, Feste, Basare, Lesungen und Kleinkunst geplant. Einen Vorgeschmack dazu bietet der Tag des offenen Denkmals im September mit
Schmiedevorführungen und Schmiedevesper. Das besteht aus „Malscher Ziegeln“: Butterbroten mit in Streifen geschnittenem Räucherschinken.

„Es gab in den vergangenen Jahren so viele Bausünden in Malsch“, bedauert Walburga Rademacher, „da ist es wichtig, den letzten Rest ländlichen Charmes zu erhalten.“ Und: „Ich finde, unsere sechs Kleinmuseen in einem Gebäudekomplex sind ein Alleinstellungsmerkmal.“
 

Gut zu Wissen

Ab 2023 sind regelmäßige Öffnungszeiten geplant: Alte Schmiede, Kreuzstraße 15, 76316 Malsch.
www.alte-schmiede-malsch.de

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