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EIN SCHMUCKSTÜCK UND SEINE GESCHICHTE

Haus Conrath in Langensteinbach ist ein beliebter Ort für Feiern und Veranstaltungen. Dass sich Besucher am hübschen Bauwerk erfreuen können, ist engagierten Bürgern zu verdanken: sie haben es vor dem Abriss gerettet. 

06. Juni 2019

Geschichte

Das Schmuckstück zieht im Ortskern von Langensteinbach die Blicke auf sich: ein gepflegtes Fachwerkhäuschen mit auffallendem Rautenmuster, grünen Fensterläden, gemauertem Sockel und einem Gärtchen davor – wie aus dem Bilderbuch. Drinnen zwei herausgeputzte Stuben mit Balkendecke, Wandfries und Holzfußboden. Das Haus Conrath, benannt nach seinem letzten Eigentümer, hat eine Geschichte, die bis 1662 zurückreicht. Und doch wäre sie in den 1990erJahren beinahe zu Ende gegangen, hätten sich nicht engagierte Bürger dafür eingesetzt.

Rolf Rupp ist einer von ihnen. „Das Gebäude sollte heimlich, still und leise verschwinden“, erzählt er und seine Stimme klingt bis heute empört, wenn er darüber spricht. Es gehörte damals der evangelischen Kirchengemeinde, die es samt Grundstück gekauft und nebenan 1995 ihr Gemeindezentrum gebaut hatte. Zunächst war geplant, das neue Bauwerk mit dem alten zu verbinden. „Das Haus war immer bewohnt gewesen und nicht baufällig“, sagt der mittlerweile 70-Jährige. Trotzdem waren die zu erwartenden Sanierungskosten zu hoch für die Kirchengemeinde und so schien sein Schicksal besiegelt zu sein. Zumal es für viele ohnehin nicht mehr als ein Schandfleck war, wie Rupp erklärt. Mit einem Abriss wollten er, seine Frau Edeltraud und einige andere, die sich ebenfalls für die Geschichte des Ortes und die alte Bausubstanz interessierten, nicht abfinden. Dass das Haus Conrath außergewöhnlich und erhaltenswert ist, hatte ihnen das Landesdenkmalamt bestätigt. Die Decke aus Holzbohlen, die über die ganze Länge der Stube reichen, war aus Sicht der Experten eine Rarität. Auch Spuren eines Erkers gab es und so wurde deutlich, dass der Bauherr durchaus ein gewisses Vermögen gehabt haben musste. Dieses Kleinod wollten die Bürger erhalten und schritten zur Tat: 1996 gründeten sie den Förderverein Haus Conrath, der zu Beginn etwas mehr als 20 Mitglieder hatte.

Fünf Jahre lang feilten sie am Erhaltungskonzept, suchten nach Geldgebern und kümmerten sich um Förderung durch das Landesdenkmalamt. 2001 hat der Verein schließlich den Mietvertrag für das Gebäude unterschreiben. Für Rolf Rupp „ein entscheidender Moment, in dem wir gemerkt haben, dass wir es jetzt tatsächlich schaffen können“. Der Verein hat die Koordination der Sanierung übernommen, seine Mitglieder waren bis auf Ostern und Weihnachten jedes Wochenende im Einsatz. „Über 7500 Arbeitsstunden haben wir geleistet“, erklärt Rupp. Unterstützt wurden sie von ortsansässigen Handwerkern, die zu Sonderkonditionen oder umsonst am Werk waren. Heute hat der Verein 70 Mitglieder. Ihre Hände können sie allerdings immer noch nicht in den Schoß legen. Das Anwesen muss weiter unterhalten und gepflegt, die Finanzierung geregelt werden. Darüber hinaus organisiert der Verein Veranstaltungen und vermietet die zwei hübschen historischen Stuben samt moderner Küche, die man für private Feiern nutzen kann.

Es herrscht wieder Leben zwischen den historischen Mauern. Und es hat noch mehr bewirkt in Langensteinbach. So spürt Rolf Rupp inzwischen ein deutlich gestiegenes Interesse der Menschen an der Ortsgeschichte. „Außerdem strahlt das Haus etwas von den Menschen aus, die es gegen alle Widerstände am Leben gehalten haben.“

 

Gut zu Wissen

Mehr zu den Lesungen, Konzerten, Informationsabenden, festen und geselligen Veranstaltungen erfährt man auf der Internetseite. Wer die historische Stube samt moderner Küche mieten will, kann dies ebenfalls über den Verein.
www.haus-conrath.de

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