DREI SPRAYER AUF ABEWEGEN
Das Albtal hat drei neue Wegepaten. Sie kümmern sich um den wilden ALBTAL.Abenteuer.Track.
Sie sind mit Farbdose im Wald unterwegs und sprayen Bäume an – ganz legal: die drei neuen Wegepaten im Albtal. Im vergangenen Jahr haben sie Monika Amann abgelöst und sind nun für die Markierung und Instandhaltung des ALBTAL.Abenteuer.Tracks zuständig. Deutschlands erster Cross-Wanderweg führt ab Bad Herrenalb in zwei sportlichen Etappen und über viele Höhenmeter teilweise mitten durch die Wildnis. Orientierung bieten hier und da drei weiße stilisierte Tannen.
Dass die Aufgabe jetzt auf mehrere Schultern verteilt ist, erleichtert das Ehrenamt.
Für Torsten Kohl aus Schöllbronn ist Wandern eine „wiederentdeckte Jugendliebe“. Sein Vater war Wanderführer, doch als Teenager fand er das durch die Gegend Latschen doof und wandte sich dem Radsport zu. Bis der Tag kam, an dem er in die Fußstapfen des Vaters trat. „Wandern ist heute Teil meines Lebensunterhalts“, sagt der 48-Jährige. Als geprüfter Bergwanderführer arbeitet er für eine Bergschule im Allgäu. Zudem ist er Ausbildungsleiter der Wanderakademie Baden-Württemberg, wo er Lehrgänge für künftige Guides anbietet.
Ein echter Profi also, dem das Thema Wegeunterhalt nicht ganz fremd ist, der zuvor aber noch nie mit Spraydose und Schablone unterwegs war. „Wo ich Nutznießer bin, gebe ich auch gern etwas zurück“, erklärt Torsten Kohl seine Motivation für das ehrenamtliche Engagement. Über WhatsApp spricht er sich mit seinen beiden Mitpaten Søren Jordan und Jörg Sonnabend ab.
Eine Wiederentdeckung war das Wandern auch für den Musiker und Gitarrenlehrer Søren Jordan aus Karlsruhe. Ausgebremst durch Corona, als keine Tourneen mehr möglich waren, begann er, jedes Wochenende durch die Natur und Bergwelt zu stapfen. „Inzwischen bin ich ganz vernarrt in das neue Hobby“, sagt er. „Daher hat mich die Ausschreibung zum Wegepaten über Social Media total angesprochen.“
Den ALBTAL.Abenteuer.Track ist Søren Jordan schon dreimal gelaufen. „Der hält fit.“ Vergangenes Frühjahr zog er dann erstmals mit Farbe, Schablone und Aufklebern los, um die erste Etappe zu markieren und Seilsicherungen zu kontrollieren. Acht Stunden war er dafür unterwegs. „Das Konzept ist ja recht wild und soll für die Wanderer eine Herausforderung sein“, erklärt der 56-Jährige, „daher wird das Logo nicht narrensicher an jeder Kreuzung angebracht.“ Aber manchmal fällt es durch Holzarbeiten weg. Die richtige Wegführung im Blick zu haben, sei jedenfalls gar nicht so einfach. „Aber jetzt kenne ich die „tricky Stellen“, sagt er.
Ähnlich erging es Jörg Sonnabend, 39. Dass Corona auch etwas Gutes hatte, wagt man ja kaum auszusprechen. „Die Pandemie hat mein Leben zum Positiven verändert, sonst wäre ich nie aus dem gewohnten Trott rausgekommen“, sagt der Ettlinger Datenanalyst. „Vorher war ich nicht der Wandertyp, sondern Kraftsportler.“ Seit er seine Verbundenheit mit der Natur entdeckt hat, stürzt er sich mit großer Leidenschaft hinein und findet die Aufgabe und Verantwortung als Wegepate cool. Jörg Sonnabend will sich dabei auch am Feedback der Wanderer orientieren. Der Wildnischarakter muss beibehalten werden, ganz klar, aber fiese Brombeeren räumt er schon mal mit Werkzeug weg.
„Inzwischen habe ich im Schwarzwald fast alles erwandert, was es gibt“, erzählt er. Die nächsten 30 Jahre vor dem Computer zu verbringen, kann er sich jedenfalls nicht mehr vorstellen. Daher hat er eine Ausbildung zum Natur- und Wildnispädagogen gemacht. „Bäume geben Kraft und Barfußlaufen so viel Energie“, schwärmt er. „Meine Liebe zur Natur ist geradezu euphorisch. Im Wald werde ich selbst Teil des Walds.“