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DIE LANGE NACHT DER WANDERER

Einmal im Jahr lädt der Schwarzwaldverein Straubenhardt zur 24-Stunden-Wanderung ein. 300 Teilnehmer gehen dann gemeinsam durch die Nacht und begegnen dabei sich und der Natur auf ganz neue Art und Weise.

21. Mai 2019

Geschichte

Spätzle mit Soße mag eigentlich jeder gern. Eine kleine warme Mahlzeit, bevor es in die kühle Nacht hineingeht. Hunderte von Portionen der schwäbischen Leibspeise warten an der Schwanner Warte auf die Wanderer. Es ist die erste Verpflegungsstation vor dem Start zur 24-Stunden-Wanderung, ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet. Seit 2011 lädt der Schwarzwaldverein Straubenhardt zu dieser langen Nacht der Wanderer ein. Es war eine der ersten Aktionen, die die Ortsgruppe nach einem großen Umbruch vor zehn Jahren auf die Beine stellte. Der Verein stand fast vor der Auflösung, doch eine Gruppe junger Mitglieder wusste das zu verhindern. Mit neuen Ideen wollte sie neue Wege gehen. Einer dieser neuen Wege war die 24-Stunden-Wanderung. „Als wir begannen, gehörten wir zu den ersten“, sagt Vorsitzender Frederic Trautz. Inzwischen haben viele andere Ortsgruppen nachgezogen, doch das ist keine wirkliche Konkurrenz. Mit maximal 300 Teilnehmern sind die Kapazitäten in Straubenhardt begrenzt und die Veranstaltungen fast immer vollständig ausgebucht.


„Wir wollen keine Massen bewegen“, sagt Frederic Trautz, „es soll überschaubar und individuell bleiben.“ Zu dieser individuellen Note gehört, dass nicht alle im großen Pulk gehen. Zeitversetzt laufen die drei Gruppen los: erst die „Extremen“ mit der 80-Kilometer-Tour, dann die „Sportlichen“ mit den 65 Kilometern, schließlich die „Genießer“, die 54 Kilometer vor sich haben. Sie können sich verteilen, wie sie wollen, haben vorab einen Kartenausdruck bekommen oder sich die GPS-Daten heruntergeladen. Drei Guides pro Gruppe sorgen dafür, dass keiner die Orientierung und den Anschluss verliert. Im Grunde könnte jeder für sich gehen, doch die meisten wandern in Kleingruppen. Mit Menschen, die sie kennen oder die sie auf der Tour kennenlernen. Gemeinsames Tun verbindet, man hilft sich, wo man kann, plaudert über Gott und die Welt und das Leben. Das ist das Schöne beim Wandern, dass es so kommunikativ ist. Marathonläufer sind einsame Wölfe, aber 24-Stunden-Wanderer Rudeltiere, die miteinander losziehen.

Viele erleben dabei die Natur und den Wald auf ganz neue Art und Weise. Wegescout Jochen Rüdel gibt sich große Mühe, die Wanderer über besonders ausgefallene und verschlungene Pfade zu führen. Doch es ist nicht nur die ungewöhnliche Streckenführung, die die Teilnehmer fasziniert. „In die Nacht hineinzulaufen und durch die Nacht hindurchzulaufen, das ist einfach genial“, hat einmal eine junge Frau am nächsten Morgen gesagt. Da war sie gerade überglücklich an ihrer Pausenstation angekommen. Die Logistik der Pausen- und Versorgungsstationen ist ein weiteres wichtiges Merkmal der 24-Stunden- Wanderung. Keiner muss bis zur vollkommenen Erschöpfung mit nassgeschwitzter Kleidung durchwandern. Nach dem Frühstück darf man ein wenig ruhen, der Schlafsack wird samt Wechselwäsche bis zur Pausenstation transportiert. Meistens liegt auch ein Schwimmbad auf dem Weg. Das hat den Vorteil, dass alle hier duschen und sich frisch machen können. Zumeist ist auch ein Kiosk dabei, mit einem Sportler-Büfett, das kaum Wünsche übrig lässt. So kann es frisch gestärkt weitergehen, Kilometer für Kilometer und Höhenmeter für Höhenmeter. In einer Topografie im und um den Schwarzwald geht es ziemlich häufig den Berg hinauf. Stolze 2400 Höhenmeter sind es bei der 80 Kilometer langen Tour, 2100 bei der 65-Kilometer Wanderung und immerhin noch 1400 Höhenmeter bei der Genießer-Runde. 2018 führte der Weg von Straubenhardt in Richtung Bad Wildbad und der Grünhütte. Tiefster Schwarzwald mit malerischen Naturlandschaften. Das Schöne ist dabei, dass man zwischen den Touren hin- und herwechseln kann. Wer sich zu viel zugemutet hat, kann die kleine Runde weitergehen, wer sich nicht ausgelastet fühlt, eine anspruchsvollere Variante wählen. Grundsätzlich haben alle drei Routen die gleiche Richtung und Grundlage, bei den Sportlichen und Extremen ist die Schleife nur ein wenig größer. Am Ende laufen alle wieder an der Schwanner Warte ein. Rund 40 Helferinnen und Helfer des Schwarzwaldvereins sind im Einsatz. Teilen an den verschiedenen Stationen Essen aus, schnippeln Früchte klein, bringen Schlafsäcke an Ort und Stelle, bauen Bänke und Tische an der Schwanner Warte auf. Die Schwanner Warte ist die Heimat des Schwarzwaldvereins Straubenhardt, hier gibt es einen großen Aussichtsturm und viel Platz für Events, wie etwa das jährliche Sonnenwendfeuer oder eben die 24-Stunden-Wanderung.
Nach nunmehr acht Jahren ist sie weithin bekannt, lockt Wanderfreunde aller Generationen aus allen Himmelsrichtungen an. Passionierte Weitwanderer sind darunter, aber auch Familien aus der Umgebung. In all den Jahren sind die Abläufe perfektioniert worden, jedes Jahr lernen die Verantwortlichen ein wenig dazu. Jährlich wechseln auch die Wanderstrecken. War man bisher zumeist im Schwarzwald unterwegs, so soll es diesmal Richtung Rheinebene gehen. Die Mischung macht´s und die Mischung ist in der Region um Straubenhardt durchaus nicht schlecht. Man hat den Schwarzwald, aber auch weite und offene Ebenen, je nachdem, welche Richtung man einschlägt. Vor ein paar Jahren haben Mitglieder des Schwarzwaldvereins nochmals eine ganz andere Richtung eingeschlagen und die 24-Stunden- Wanderung nach Marokko und China verlegt. Ein Zusatzprogramm für die, die auf ganz andere Art und Weise über Grenzen gehen wollen.

Weitere Informationen, Ausschreibung und Anmeldung im Internet unter
www.24stunden-wanderung.de
www.schwarzwaldverein-straubenhardt.de

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