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DIE LÄNDLICHE SEITE DER GROSSSTADT

Eine Radtour durch die Karlsruher Höhenstadtteile eröffnet ganz neue 
Perspektiven. Von Waldbronn im Albtal geht es dabei zum Ettlinger Turmberg – 
mit phänomenalen Aussichten auf die Stadt und den Rheingraben.

Geschichte

Soeben war da noch die Autobahn und jetzt herrscht schon wieder himmlische Ruhe. Bei Palmbach kreuzt die vielbefahrene A8 die Radroute, doch der Wind nimmt die Fahrgeräusche mit sich fort. Die Richtung heißt Gut Batzenhof und entlang von Streuobstwiesen geht es nun über Feldwege in 
die Landschaft hinein. 

Es duftet nach Äpfeln und Birnen, strahlend bunte Blumen blühen um einen Weiher herum. Das Gut ist eigentlich kein Gut mehr, sondern der Golfclub von Karlsruhe. Fast hätte man vergessen, wo man sich gerade befindet, doch die Caddys und Greens erinnern daran, wie nah doch die badische Großstadt ist. 

Sie zeigt sich auf dieser Tour von ihrer ausgesprochen ländlichen Seite. „Schwarzwaldrand und Großstadtdörfer“ heißt sie, die Nummer vier in der gedruckten „Albtal.Biken“-Broschüre, die hier gute Dienste leistet. Knapp 30 Kilometer lang ist die Route, sie ist nicht ausgeschildert, aber mit Hilfe der Landkarte oder der Online-Daten von Komoot und Outdooractive findet man den Weg auch so. Er beginnt offiziell am Bahnhof in Waldbronn-Reichenbach. Von dort geht es über Karlsbad nach Palmbach und dann in Richtung Durlacher Turmberg weiter. Die Landschaft ist erstaunlich abwechslungsreich: Mal taucht eine Pappelallee auf, dann wieder eine Siedlung und schließlich dichter Wald.

Es ist ein ganz erstaunlicher Wald, den man kurz vor dem Turmberg durchfährt. Im Rittnert wurden im Jahre 1880 exotische Bäume gepflanzt, weil man deren Wachstum unter hiesigen Standortbedingungen testen wollte. So entstand ein Lehrwald mit Tulpenbäumen, Bergulmen und Riesen-Mammutbäumen. Auf einem Rundweg kann man sie heute entdecken. Die Strecke durch den Rittnert ist pfeilgerade und herrlich schattig. Eine Wohltat an einem heißen Tag. Wie fast alle Wege auf dieser Tour, ist auch der durch den Wald asphaltiert: Die Infrastruktur der nahen Großstadt lässt wieder einmal grüßen. Die liegt einem nun am Turmberg zu Füßen. Der Turmberg ist der Aussichtsberg der Karlsruher, ein letztes Stück Schwarzwald, das seine Nase in den Rheingraben und Kraichgau hineinstreckt. Den Turmberg wussten schon die Großherzöge von Baden zu schätzen. Bereits 1888 ließen sie dort eine Standseilbahn errichten, sie ist heute noch in Betrieb und pendelt in den gelbroten Farben der Badener ins 100 Meter tiefer gelegene Tal hinunter. 

Am Turmberg muss man rasten. Das Rad abstellen und die Aussicht genießen, die hier unendlich scheint. An den Hängen des Bergs wächst Wein: „Staatsweingut Karlsruhe-Durlach“ steht dort zu lesen, es wird heute von der L-Bank betrieben.

Gleich zwei Gaststätten gibt es auf dem Turmberg: das einfachere Schützenhaus mit seinem wunderbaren Biergarten und das „Anders auf dem Turmberg“, das direkt unter der Burgruine und dem namensgebenden Aussichtsturm liegt. Hier sitzen die Gäste in der ersten Reihe, trinken badischen Wein, Aperol Spritz oder ein alkoholfreies Radler. 

Letzteres erleichtert die Weiterfahrt dann doch enorm. Zwar geht es nun zunächst in Richtung Durlach den Berg hinunter, doch kurz vor dem Ortseingang wieder steil die alte Ochsenstraße hinauf. Es ist eine der wenigen richtigen Steigungen auf dieser steigungsarmen Tour mit ihren 259 Höhenmetern. 

Gefühlt liegt die Hälfte von ihnen auf diesem Abschnitt, eine buchstäbliche Ochsentour, die am Ende mit einer Abfahrt belohnt wird. Die führt nach Hohenwettersbach, dem gleich das nächste Wettersbach, nämlich Grünwettersbach folgt. Man sollte sich dabei übers Wetter keine allzu großen Gedanken machen, der Name kommt eher von einem Germanenhäuptling namens Weter oder Withar, der sich mit seiner Sippschaft an einem Bach niederließ. Palmbach hingegen hat eine ganz andere Wurzel: Es stammt aus dem Französischen und hieß zunächst La Balme. Waldenser hatten es gegründet und dafür ein Stück Grünwettersbach zur Verfügung gestellt bekommen. Beide Gemeinden waren ursprünglich übrigens württembergisch, was für zwei Karlsruher Teilorte eigentlich etwas Unerhörtes ist. Erst durch einen Gebietstausch kamen sie 1806 zum Großherzogtum Baden. 

So hat man unterwegs auch gleich ein bisschen Geschichte gelernt. Es ist ja genug Zeit dafür bei knapp 30 Kilometern. Aus denen kann man einen ganz gemütlichen Tagesausflug oder eine Ausfahrt am Nachmittag machen. Eine Landpartie am Rande der Großstadt, so viel Dorfleben hätte man Karlsruhe wirklich nicht zugetraut.

 

Gut zu Wissen

Die Radtour „Schwarzwaldrand und Großstadtdörfer“ ist 29,5 Kilometer lang und hat nur moderate Steigungen. Start und Ziel ist der Bahnhof in Waldbronn-Reichenbach. Sie ist nicht beschildert, aber gut beschrieben in der Broschüre „Albtal.Biken“ (Tour Nummer 4)

www.albtal-tourismus.de/tour/schwarzwaldrand-grossstadtdoerfer

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