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DER WASSERGEIST VOM HORBACHSEE

„Nah am Wasser“ heißt die Erlebnisführung, zu der Carsten Dittrich in 
Ettlingen einlädt. Dabei erweckt der professionelle Puppenspieler alte Sagen 
mit Marionetten, Holzfiguren und vielen anderen Utensilien zum Leben.

Geschichte

Nachts zeigt sich der See als dunkle Fläche mit spiegelglatter Oberfläche. Auf kleinen Inseln mitten im Wasser sitzen ein paar Enten und betrachten aus der Ferne die Menschen, die sich am Ufer versammelt haben. Die Tiere ahnen nicht, dass sie in Gefahr sein könnten, weil unter ihnen, im Wasser des Horbachsees, ein Monster lauert. Das behauptet jedenfalls ein gewisser Mirko Sommer, dem seine Begleiter aufmerksam zuhören. Er ist Stadtreiniger mit dem Spezialauftrag, Ettlingen von Geistern zu befreien. 

Vor einigen Jahren gab‘s am Horbachsee ein mysteriöses Tiersterben, wie er erzählt. Tote Schwanenküken wurden gefunden. Bald rankten sich Legenden um ein Seeungeheuer. Die Stadt pumpte sogar das Wasser heraus, um der Sache auf den Grund zu gehen, fanden aber nichts. Doch Mirko Sommer hat den Missetäter aufgespürt: einen Wassergeist namens Hugo Hagedorn. In dieser Nacht will er den Geist erlösen und die Stadt von ihm befreien. Und rund 60 Neugierige – vom Kind bis zum Rentner – sind zu später Stunde gekommen, um das Schauspiel zu erleben. 

Seit vielen Jahren zieht Carsten Dittrich als Mirko Sommer durch die Stadt Ettlingen. Der 45-Jährige, der aus Oberkirch im Renchtal stammt, spielt schon seit seinem 14. Lebensjahr Theater – mit und ohne Handpuppen. Seine Ausbildung startete er dann an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin mit dem Hauptfach Puppenspiel. Seit 2006 gehört er als festes Ensemblemitglied zum Karlsruher Figurentheater Marotte und tritt dort derzeit in 20 verschiedenen Stücken auf. Seitdem zieht er auch als Stadtreiniger Mirko Sommer im Arbeitsoverall durch Ettlingen. Am Anfang gab es zunächst nur eine Sagenführung, inzwischen sind es vier verschiedene Programme. Für jedes hat sich Carsten Dittrich auf die Suche nach alten Sagen gemacht. Gemeinsam mit dem Regisseur Harald Richter und dem Puppenbauer und Ausstatter Matthias Hänsel, die auch fürs Theater Marotte in Karlsruhe arbeiten, entwickelt er dann über 
Monate hinweg die Stücke. Am Ende erweckt er die Geschichte mit Puppen, Marionetten, Holzfiguren, Schattenrissen und vor allem mit viel Humor zum Leben. Das Wägelchen, das er wie ein Stadtreiniger durch die Stadt schiebt, wird dabei zur Bühne. 

Der Wassergeist namens Hugo Hagedorn spielt die Hauptrolle in seiner jüngsten Führung „Ettlingen – Nah am Wasser“. Gleich zu Beginn streckt dieser sein bleiches Puppengesicht, das von wirren Haarsträhnen gekrönt ist, aus dem Wagen des Stadtreinigers und erzählt seine Geschichte. Es war im 17. Jahrhundert, als Hagedorn in finanzielle Nöte geriet und die Opferstöcke in der Ettlinger Martinskirche klaute. Er wurde ertappt, schlug sich auf der Flucht den Kopf an und landete im Hägenichgraben, wo er jämmerlich ertrank. 400 Jahre lebte er dort als Wassergeist, bis er sein Domizil in den Horbachsee verlegte. Dort mussten dann die jungen Schwäne dranglauben, weil die „dämlichen Vögel keine Ruhe gaben“. 

Doch sein Treiben soll nun ein Ende haben. Damit der Geist erlöst werden kann, muss er drei Sagen erzählen. So zieht Stadtreiniger Mirko Sommer mit seinem Publikum in einem großen Bogen um den See, macht an drei Stellen Halt und zaubert neben Hugo Hagedorn viele weitere Figuren aus seiner Kiste. Einmal geht es um den Schäfer Ovidius und seine Frau Sabine, beides hölzerne Tischfiguren. Ihre Tiere sausen als kleine Watteknäuel über die Bühne, begleitet vom lauten „Mäh, Mäh, Mäh“ des Puppenspielers. 

Die nächste Geschichte, die sich um eine Dürre in Ettlingen dreht und davon, wie die junge Johanne aus Schlütenbach die Stadt rettet, spielt Carsten Dittrich als Schattentheater. Er selbst wird dabei zur Hex‘ mit Kopftuch, Hakennase und krächzender Stimme. Weit trägt es das Lachen seiner Zuschauer durch die Sommernacht und am Ende tritt der Teufel unter lautem Donner und Lichtflackern ab. 

Wenn Mirko Sommer seine Utensilien wieder einpackt und im Schein der Fackeln zur nächsten Station weiterzieht, wird es ruhig am See. Dann hört man das Rascheln der Blätter in den Bäumen und die Grillen zirpen – bis die nächste Episode beginnt, dieses Mal eine Liebesgeschichte um einen Müllerburschen und eine Nymphe. Vor sich auf dem Wagen breitet Carsten Dittrich eine Flusslandschaft mit Gräsern und Binsen aus. Dort sitzen der Müllerbursche Andreas und die 
Nymphe am Ufer, Carsten Dittrich begleitet ihr Stelldichein mit leisen, glücklichen Seufzern und das Publikum amüsiert sich. 

Natürlich hat die Liebesgeschichte ein Happy End. Dann ist es so weit: Mirko Sommer zündet eine Rakete, der Wassergeist, der sein Unwesen getrieben hat, verschwindet für immer und das Publikum kann in dieser Nacht ganz beruhigt um den Horbachsee herum und nach Hause gehen.

 

Gut zu Wissen

Carsten Dittrich veranstaltet vier verschiedene Sagenführungen durch Ettlingen. Sie sind beliebt, eine frühzeitige Reservierung ist empfehlenswert. Näheres unter:

www.ettlingen.de 


Wer Carsten Dittrich auf der Bühne sehen will, kann dies im Marotte Figurentheater in Karlsruhe, das nicht nur Stücke für Kinder, sondern auch ein umfangreiches und sehr unterhaltsames Programm für Erwachsene anbietet: 

www.marotte-figurentheater.de

Information

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