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DAS GELBE VOM EI

Auf dem Biohof Reiser in Feldrennach packt die ganze Familie mit an und probiert immer wieder etwas Neues aus – vom mobilen Stall für ihre Hühner bis zum Hofspaziergang mit Kostproben für ihre Besucher.  

27. Juli 2020

Geschichte

Die Hühner sind los! Ihnen gehört ein weites, von einem Zaun umschlossenes Revier, in dem sie nach Lust und Laune picken und scharren können. Ertönt ein lautes, ungewohntes Geräusch, rennen sie zurück in den Stall. Oder sie flüchten rasch unter den Obstbaum, der ihnen auch an warmen Tagen Schutz vor der Sonne bietet.

Die Fläche ist groß, jedes Tier hat sicher mehr als vier Quadratmeter Freilauffläche. So viel ist vom Ökoverband Bioland vorgeschrieben. Horst und Elke Reiser arbeiten schon seit einigen Jahrzehnten nach dessen Kriterien. Gleich nachdem sie den elterlichen Betrieb übernommen haben, stellten die beiden auf nachhaltige Wirtschaftsweise um. Mittlerweile führt Sohn Silvan den landwirtschaftlichen Betrieb. Und der 25-­Jährige wäre kein Reiser, wenn er nicht auch seine eigenen Ideen mitgebracht hätte: eine Hühnerrasse mit ordentlicher Legeleistung, die aber auch Fleisch ansetzt und sich zur Mast eignet. Damit lässt sich vermeiden, dass männliche Küken – wie sonst üblich – sofort getötet werden.

Silvan Reiser hat sich mit den sogenannten Zweinutzungsrassen intensiv in seiner Abschlussarbeit als Landwirtschaftsmeister beschäftigt und kam zum Schluss, dass sich die Rasse „Sandy“ am besten für den elterlichen Hof eignet: „Sie ist deutlich stärker auf die Legeleistung ausgelegt, weniger auf die Mast, und weil wir mit der Direktvermarktung von Eiern groß geworden sind, haben wir uns dafür entschieden.“

Die Verbraucher haben die Umstellung gut angenommen und akzeptieren auch, dass die Hähnchen etwas kleiner und leichter sind. Von den rund 3.800 Hühnern auf dem Reiserhof sind mittlerweile etwa 2.000 „Sandys“ – und sie sind in einem mobilen Hühnerstall untergebracht, dessen Standort mehrmals im Jahr verändert wird. Aus verschiedenen Gründen werden sie zu Wandervögeln: Der Boden kann sich von den Hühnern und ihren Hinterlassenschaften erholen. „Dadurch fühlen sich auch die Tiere wohler und gehen gerne raus, was wiederum der Qualität der Eier guttut“, erklärt Silvan Reiser. Nicht zuletzt sind die mobilen Hühnerställe für die Landwirte eine unkomplizierte Möglichkeit, die große Nachfrage nach Eiern nun auch bedienen zu können.

Neben den Hühnern leben Schweine, Kühe, Lamas, Ponys, Hasen, eine Ziege und ein Hund auf dem Hof. Reisers bewirtschaften rund 95 Hektar Fläche, davon sind etwa 20 Hektar Acker, der Rest ist Grünland. Sie bauen unter anderem Kartoffeln, Linsen, Weizen, Roggen und Dinkel an. Ein echter Familienbetrieb, in dem neben Silvan nun auch seine Freundin Katharina, die Landwirtschaftstechnikerin ist, mitarbeitet.

Die Mutter organisiert den Biobauernmarkt in Straubenhardt-­Conweiler, in dem auch Sohn Raphael arbeitet. Der Vater ist für den Forst verantwortlich – und heckt auch immer wieder Neues aus. So hat er im vergangenen Jahr die „Ursprungswanderung“ ins Leben gerufen und dazu viele regionale Erzeuger und Restaurants eingebunden: Auf einem Rundweg lagen elf Stationen, an denen die Besucher verköstigt wurden. Am Linsenacker servierte das Hotel Erbprinz aus Ettlingen einen Linsensalat, das Hotel Schwarzwald Panorama aus Bad Herrenalb bot am Kartoffelacker ein Gratin an, am Weizenacker wartete ein Bier der örtlichen Brauerei und Reisers steuerten Flammkuchen und ihren Eierlikör bei.

Das wird 2020 wiederholt – und die Familie hat noch mehr vor: Ein Ferienhaus mit vier weiteren Wohnungen für Urlaubsgäste soll entstehen und Horst Reiser plant dazu noch eine E­-Tankstelle.

 

Gut zu Wissen

www.biobauernmarkt.de 

Information

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