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BRAUKESSEL IM DORFGASTHAUS

Das „Lindenbräu“ in Waldbronn ist eine Institution. In der gemütlichen Gasthausbrauerei kann man nicht nur frisches Bier trinken, sondern auch Steaks vom Holzkohlegrill genießen.

 21. Mai 2019

Geschichte

Hausbrauereien sind gefragt. In Strömen kommen die Gäste, um frisches, unfiltriertes Bier zu genießen. Manchmal isst man auch etwas dazu, aber darum geht es eigentlich nicht, wenn man dort einen schönen Abend verbringen will. Im „Lindenbräu“ in der Stuttgarter Straße Waldbronn ist das ein wenig anders. Längst hat dort auch die Küche einen außerordentlichen Ruf. Seit Wirt Ralf Störzbach (oben links) 2009 einen Holzkohlegrill in Betrieb genommen hat, schwärmen die Gäste von seinen Steaks und Spare Ribs. Sogar einen eigenen Dry Ager für die Reifung des Fleisches gibt es. „Zu uns“, sagt Ralf Störzbach (48), „kommt man heute zum Essen und zum Trinken.“
Vor 18 Jahren hat der gelernte Bierbrauer Störzbach die „Linde“ übernommen. Damals war darin eine Pizzeria untergebracht, das Gebäude nicht mehr in allzu gutem Zustand. Für 1,5 Millionen sanierte er es, verwandelte das 300 Jahre alte Traditionshaus zurück in den Urzustand. Jetzt liegen dort wieder die alten Sandsteinmauern frei und umgeben die Wirtshaustische mit ihrem rustikalen Ambiente. Gerade 30 Jahre alt war Ralf Störzbach damals. „Ein Wagnis“, wie er heute zugibt, aber eines, das sich gelohnt hat. Im oberbayerischen Weihenstephan hatte er das Braumeisterdiplom gemacht, bei der Hausbrauerei Vogel in Ettlingen und Karlsruhe sein Betriebspraktikum absolviert. „Danach war ich mit dem Gasthaus brauereiVirus infiziert“, sagt er lächelnd. Dass er so schnell einen eigenen Betrieb eröffnen würde, hätte er dann doch nicht gedacht. Aber das Gebäude stand plötzlich zum Verkauf und aus ihm etwas zu machen, reizte ihn. Aus dem alten Gasthof zur Linde wurde das „Lindenbräu“. Die Kupfer-Kessel stehen mitten in der Gaststube, fast täglich wird dort ein Biersud von 500 Litern gebraut. Bei 220 Brautagen im Jahr sind das 1100 Hektoliter. Ein Klacks im Vergleich zu Großbrauereien, die Hunderttausende oder gar Millionen Hektoliter im Jahr herstellen. Aber um Masse geht es Ralf Störzbach nicht. Der Getränkehandel? Kein Thema! Alles, was im Lindenbräu gebraut wird, geht direkt über den Tresen. Wer etwas mitnehmen will, bekommt es in große Flaschen zum sofortigen Verbrauch abgefüllt. Das Bier aus der Gasthausbrauerei hält nicht, weil es weder pasteurisiert noch filtriert wird. Dafür schmeckt es umso besser: „Die Eiweiße und Trübstoffe sind Geschmacksträger“, sagt Brauer Störzbach. Im Lindenbräu bleiben sie drin und machen aus dem Bier ein naturtrübes Trinkvergnügen. Zwei Sorten gibt es dabei immer: das goldgelbe Pils und das bernsteinfarbene Original. Der Rest sind Saison und Aktionsbiere: ein helles Weizen im Sommer, ein dunkles im Winter, ab und an ein Altbier oder ein Maibock.
Stolz ist Störzbach auf sein „MaxXximator“, das nicht nur drei X in der Mitte hat, sondern auch 9,5 Prozent Alkohol und zum Starkbieranstich am Aschermittwoch serviert wird. Bis 2016 hat Inhaber Ralf Störzbach sämtliches Bier alleine gebraut. Doch inzwischen ist der Betrieb so groß und gut besucht, dass er mit Simon Zink nun auch einen Brauer beschäftigt.

Der kontrolliert den Sud im Gasthaus und die Gär- und Lagertanks im Nebengebäude. Für 10.000 Liter ist Platz, rund vier Wochen dauert es, bis das Bier trinkreif ist. „Ein Brauer“, sagt Ralf Störzbach, „muss immer einen Monat vorausdenken.“ 120 Plätze hat das Lindenbräu in seiner Gaststube. Rund 200 sind es draußen im Biergarten, der in der Scheune sogar einen überdachten Bereich hat. Vor allem im Sommer ist hier richtig was los. Spare Ribs, Steaks und Bier gehen in großen Mengen über die Theke, aber wer will, kann auch aus acht verschiedenen Salaten oder einer breiten Palette von Flammkuchen auswählen.
Irgendwie kommen ins Lindenbräu alle: Einheimische, Auswärtige, Alte, Junge, Bierliebhaber oder die, die es mehr auf ein gutes Essen abgesehen haben. „Wir sind nicht nur eine Gasthausbrauerei“, sagt der Wirt, „sondern auch ein richtiges Dorfgasthaus.“ Das ist in den Zeiten der sterbenden Dorfgastronomien mehr als eine gute Nachricht, zumal das Lindenbräu gut läuft und jeden Tag geöffnet hat. Immer mal wieder probieren die Brauer im Lindenbräu auch ein Craft Beer (wörtlich: Handwerksbier) aus: so zum Beispiel ein Indian Pale Ale mit sechs verschiedenen Hopfensorten. Der Craft-Beer-Trend hat dem Bier viel Aufmerksamkeit verschafft, was Ralf Störzbach mit Freude, aber auch mit Verwunderung zur Kenntnis nimmt. „Im Grunde gibt es bei uns schon seit 18 Jahren Craft Beer, weil in einer Gasthausbrauerei ja alles Handarbeit ist.“

Lindenbräu, Stuttgarter Str. 43, 76337 Waldbronn

Telefon 07243 9652881

Täglich ab 16 Uhr geöffnet, Wochenende und feiertags ab 10 Uhr.

Es gibt auch einen großen Biergarten.
www.lindenbraeu-waldbronn.de

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