BAD HERRENALB FEIERT JUBILÄUM
Vor 875 Jahren haben die Herren von Eberstein ein Kloster gegründet – und damit den Grundstein für Bad Herrenalb gelegt. Das feiert die Gemeinde von Juni bis August mit vielen Veranstaltungen.
Die Blütezeit der Herren von Eberstein, die ihren Sitz auf Burg Alt-Eberstein bei Baden-Baden hatten, dauerte gerade einmal hundert Jahre. Sie lag im 12. und 13. Jahrhundert, anschließend
wurden sie von den Markgrafen von Baden verdrängt. Doch diese hundert Jahre genügten, um die Entwicklung im Albtal nachhaltig zu beeinflussen.
1149 gründete Berthold III. von Eberstein im heutigen Bad Herrenalb ein Zisterzienserkloster. „Die Ebersteiner hatten damals bereits eine Wehranlage auf dem Falkensteinfelsen, sie waren also schon präsent im Tal“, erklärt Bernhard Lohner, der sich mit der Geschichte von Bad Herrenalb beschäftigt hat und heute Interessierte durch den Kurort führt.
Die Lage zwischen Flüssen und Bächen war kein Zufall. Die Zisterzienser, die damals vom Mutterkloster in Neuburg im Elsass an die Alb kamen, waren Meister der Wasserwirtschaft. „Das mussten sie auch sein, denn sie durften nur in Ausnahmefällen Fleisch essen und waren auf Fisch angewiesen“, sagt der Experte, der unterwegs auch gerne auf die versteckten Spuren vergangener Zeiten hinweist. Gegenüber dem Paradies, der Vorhalle der heutigen Klosterkirche, legten die Mönche einen Teich an und züchteten Fische. Sie nutzten das Wasser auf mehrfache Weise, bauten eine Holzsägemühle, das heutige Ziegelmuseum, und eine Getreidemühle.
Nur kurze Zeit später, 1185, stifteten die Ebersteiner mit Frauenalb ein weiteres Kloster. Unter den Benediktinerinnen, die dort lebten, waren zahlreiche unverheiratete Töchter aus Adelsfamilien. Auch von dieser Anlage sind nur noch Ruinen übrig – ein verwunschener Ort, den viele Ausflügler mit einer Einkehr in den benachbarten König von Preußen verbinden und dessen gute Küche genießen.
Auf dem fünf Kilometer langen Klosterpfad zwischen Herrenalb und Frauenalb kann man an vielen Stationen, die als Minikapellen gestaltet sind, in die Vergangenheit eintauchen und mehr über den Alltag der Mönche und Nonnen erfahren. „Obwohl sie nicht weit voneinander entfernt lagen, gab es keine engen Verbindungen“, betont Lohner, „aber beide Klöster hatten ordentliche Besitztümer. Dazu gehörten auch Weinberge im Kraichgau und ihre Weine verkauften sie in Oberderdingen.“
Um das Kloster Herrenalb herum siedelten sich mit der Zeit ein paar Häuser an, es wuchs und stand im 15. Jahrhundert in voller Blüte. „Damals haben vermutlich zwischen 20 bis 25 Mönche in Herrenalb gelebt“, schätzt Lohner. Wie groß die dreischiffige
Basilika damals war, verdeutlicht heute ein Bronzemodell, das zwischen dem Paradies und der
heutigen Kirche steht.
Wie viele andere Bauwerke unterlag auch das Kloster dem Geschmack der Zeit: So ließ der Abt im 15. Jahrhundert ein spätgotisches Dach auf das romanische Paradies setzen und einen entsprechenden Chor anbauen. Um 1500 haben dann die Herzöge von Württemberg das Kloster übernommen. Während des Bauernkriegs 1525 wurde die Anlage in Herrenalb stark beschädigt und als Herzog Ulrich Protestant wurde, hat er das Kloster um 1535 aufgelöst.
Während des 30-jährigen Kriegs zerstörten dann die Schweden das Kloster,
es wurde zur Ruine. „Nur den spätgotischen Chor haben sie stehen lassen, eigentlich ein Wunder“, sagt Lohner. Auf dem Klostergelände gibt es noch etwas Erstaunliches zu sehen: die sogenannte Wunderkiefer, die seit nunmehr 200 Jahren auf den Mauern des Paradieses wächst – ohne erkennbaren Bodenkontakt.
Die Wunderkiefer und weitere sehenswerte Spuren aus vergangenen Zeiten kann man im Jubiläumsjahr bei Führungen mit Bernhard Lohner und seinen Kolleginnen und Kollegen entdecken. Der Schwerpunkt der Feierlichkeiten liegt zwischen dem 16. Juni, an dem ein Familienfest gefeiert wird, und dem 4. August, dem Klosterfest-Wochenende. In der Zeit stehen zahlreiche Veranstaltungen auf dem Programm, die für Gäste und Einheimische gleichermaßen interessant sind. So ist vom 12. bis 14. Juli ein Fischmarkt, am 27. und 28. Juli ein Antikmarkt und am 21. Juli ein Tag der Tracht geplant.
Gut zu Wissen
Mehr über die Führungen zur Geschichte und zu anderen Themen der Stadt sowie über das Jubiläumsprogramm erfährt man auf www.du-tust-mir-gut.de
Frauenalb gehört zu Marxzell. Infos zum Kloster und zur Feinen Adresse „König von Preußen“ gibt’s unter:
www.marxzell.de
www.koenig-von-preussen.eu